Zehn Tage hintereinander sind wir jetzt in den großen Städten an der Ostküste unterwegs gewesen. Es wird Zeit, dass wir wieder zurück in die Natur kehren, Ruhe genießen und abends ein Feuer anmachen, in das wir gedankenverloren blicken können. Es gibt weiterhin so viele Eindrücke zu verarbeiten – nach mittlerweile über 100 Tagen unterwegs.

Baltimore

Baltimore ist im Vergleich zu New York City oder Philadelphia eher unbekannt. Filmfans ist die Stadt vielleicht aufgrund des Films „Besser geht’s nicht“ ein Begriff, Sportfans kennen unter Umständen das Team der Baltimore Ravens. Aber sonst? Wir verbringen dort jedenfalls einen sehr ruhigen und angenehmen Nachmittag, sind wieder einmal zu Fuß unterwegs und laufen rund um den Inner Harbor. Interessant für uns ist, dass Baltimore wie NYC ein World Trade Center hat. Dort können wir hoch bis in den 27. Stock und haben von oben eine schöne Aussicht auf den Hafen und die ausufernde Stadt drum herum. Im WTC finden wir außerdem erneut ein Mahnmal für die Opfer von 9/11. Sowohl auf der Aussichtebene als auch am Fuß des Gebäudes werden Originalteile der ehemaligen Zwillingstürme aus New York gezeigt. Wieder ein Moment zum Innehalten.

Washington D.C.

D.C., wie die Stadt hier von allen genannt wird, ist das politische Zentrum des riesigen Landes. Die ikonischen Gebäude, Monuments und Memorials sind uns aus unzähligen Nachrichtensendungen und Dokumentationen vertraut und bekannt. Trotzdem ist es etwas Besonderes, diese historischen Orte mit eigenen Augen zu sehen, am Weißen Haus durch den Zaun zu linsen und die Mall entlang zu gehen, die am 6. Januar 2021 beinahe zum Ausgangsort für einen gewaltsamen Umsturz geworden ist. Und auch ganz aktuell ist die Demokratie in den USA bedroht: die am heutigen Dienstag stattfindenden Mid-Terms und der Umgang der Republikanischen Partei mit möglichen Wahlniederlagen werden darauf einen entscheidenden Einfluss haben (spannend dazu zwei gute Dokumentationen bzw. Reportagen von ZEIT und ZDF).

Bei unserem Spaziergang am Samstag beschränken wir uns aber nicht nur auf die Mall, sondern gehen auch abseits dieses zentralen Ensembles im Herzen der Stadt. Von der Gedenkstätte für den Bürgerrechtler Martin Luther King wandern wir zur Wharf und schauen uns das Treiben rund um die Fischbuden und Seafood-Stände an. Vorbei am riesigen und im brutalistischen Baustil gehaltenen Amt für Wohnen und Stadtentwicklung (was für ein unpassendes Gebäude für diese Aufgabe) schlendern wir im Anschluss durch die Innenstadt zum beeindruckenden Bahnhof Union Station, um von dort aus mit der Metro zurück nach Silver Spring zu fahren. Dort haben wir unser Wohnmobil an einem ganz besonderen Ort geparkt.

Zu Gast bei wunderbaren Menschen

Seit Freitagabend steht unser rollendes Zuhause in der Hofeinfahrt eines typischen amerikanischen Vorstadthauses. Wir sind zu Gast bei Neirouz und Denis in Silver Spring. Neirouz ist Aminas Cousine zweiten Grades, die beiden haben sich vor 35 Jahren das letzte Mal gesehen. Entsprechend groß ist die Wiedersehensfreude! Die Herzlichkeit, mit der wir empfangen werden, ist überwältigend. Wir dürfen uns wie zuhause fühlen, werden umsorgt und verwöhnt und Neirouz und Denis fahren uns Samstag und Montag wie selbstverständlich zur Metro-Station und holen uns nach Anbruch der Dunkelheit dort wieder ab. Was für ein toller Service! Die vier Tage hier sind ein besonderer Moment auf unserer Reise und werden noch lange in Erinnerung bleiben. Merci beaucoup!

Ausflug nach Alexandria

Am Sonntag nehmen uns Neirouz und Denis mit auf einen Ausflug nach Alexandria, Virginia. Bundesstaat Nummer 18 auf unserer Liste. Mit dem Auto geht es ins Viertel National Harbor und von dort mit dem Water Taxi über den Potomac nach Alexandria. Dort angekommen besuchen wir das Torpedo Factory Art Center, in dem unterschiedlichste Künstler:innen ihre Ateliers untergebracht haben. Eine schöne Abwechslung zu unserem Reisealltag. Man kann den im Zentrum ansässigen Künstler:innen direkt bei der Arbeit zuschauen und bekommt von Malerei, Bildhauerei, Fotografie bis hin zu Weben und Töpfern eine breite Palette unterschiedlichster Kunst-Formen präsentiert. Henrik ist ganz besonders angetan von den Fotografien des ukrainischstämmigen Fotografen Val Proudkii. Alles sehr anregend und angenehm unaufgeregt. Im Anschluss schlendern wir alle zusammen durch die Old Town von Alexandria, immer die King Street entlang (vorbei an einer Art Ableger des Münchner Hofbräuhauses, gleichzeitig offizieller Treffpunkt des FC Bayern München Fanclubs Alexandria), nicht ohne wieder einmal den Abend bei gutem Essen (Pizza und Pasta) ausklingen zu lassen. Auf der Rückfahrt über den Potomac zurück nach Maryland leuchtet uns das Riesenrad von National Harbor den Weg und liefert den perfekten Schlusspunkt für einen wunderbaren Tag!

3 Kommentare

  1. Hallo „Ihr 3“!
    Zu den Erinnerungen an 9/11 fiel mir gerade ein, dass sogar auf Neuseeland in Christchurch liegen Konstruktionsreste als Mahnmal und Geschenk an die dortige Feuerwehr.
    Weiterhin gute Reise!
    Lieben Gruß,
    Jindra

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