Busan. Letzte Station vor Japan. Der KTX, quasi ein koreanischer TGV, bringt uns sicher und schnell in die zweitgrößte Stadt des Landes. Auf der anderen Seite des Meeres können wir Fukuoka fast schon sehen. Doch noch sind wir nicht am Pazifik, sondern am Ostmeer oder auch Japanischen Meer (in der Namesgebung des Gewässers sind sich die angrenzenden Länder nicht ganz einig). Von unserem Hotelzimmer aus blicken wir jedenfalls auf den Hafen und sehen bereits die Fähre, die uns morgen Abend nach Fukuoka übersetzt, ans Ziel unserer Reise von Nürtingen nach Japan. Dann hat das ständige Ein- und Auspacken der schweren Rucksäcke endlich ein Ende und fünf Wochen Rundfahrt mit dem Wohnmobil warten auf uns. Wieder einmal ein rollendes Zuhause auf Zeit. Und das alles nach zehn Ländern – durchquert mit 25 Zügen, drei Flugzeugen, unzähligen Taxis, Bussen und U-Bahnen – und auf den Tag genau sechs Wochen.
Samstag in Hongdae
Vor unserer Weiterfahrt nach Gyeongju verbringen wir den gestrigen Samstag im Künstler:innen-, Ausgeh-, Shopping- und Szeneviertel Hongdae. Das haben wir eigentlich gar nicht auf dem Schirm, doch glücklicherweise von unserem Freund Nils den entscheidenden Hinweis bekommen. Nils ist aktuell ebenfalls Weltreisender und wird demnächst in Hongdae aufschlagen. Das wird sich lohnen: Hongdae ist bunt, laut, quirlig, abgefahren, verrückt und völlig anders, als die Stadtteile, die wir in den letzten Tagen gesehen haben. Straßenstände, Boutiquen, Shops, Kneipen, Clubs, Selfie-Studios, Cafés, Restaurants, Spielhallen, E-Sport-Läden, aufstrebende K-Pop-Sternchen, Wahrsager:innen, Süßigkeiten, Frittiertes, Animiertes – es gibt nichts, was es in Hongdae nicht gibt. Und das alles erleben wir inmitten einer endlosen Menschenmasse, die sich durch die Straßen und Gassen schiebt. Das ist ganz schön anstrengend und gleichzeitig unglaublich faszinierend. Tausend Dank Nils für den wunderbaren Tipp!
Sonntag in Gyeongju
Einen Tag später erleben wir das Kontrastprogramm zum knallbunten Treiben in Hongdae. Wir sind in Gyeongju, ehemalige Hauptstadt des Königreichs der Silla. Wobei der Kontrast nicht ganz vollständig ist, denn voll sind die Straßen in Gyeongju ebenfalls. Die Stadt ist ein beliebtes Ausflugsziel, und da heute Wochenende und bestes Wetter ist, platzt die Innenstadt rund um die verschiedenen Welterbestätten aus allen Nähten. Kein Wunder, denn die ihren historischen Vorbildern nachempfundenen Gebäude der Altstadt verbreiten ein pittoreskes Flair koreanischer Art. In dieser schönen Umgebung lässt sich so ein strahlender Sonntag mit der Familie gut verbringen.
Für uns beginnt der Tag mit einem Spaziergang zu den verschiedenen historischen Stätten und Ausgrabungsorten. Wir besuchen zumindest diejenigen, die wir gut zu Fuß erreichen können. Am Ende haben wir einige Kilometer abgespult, aber auch vieles gesehen: das Daereungwon-Gräberfeld, das Cheomseongdae-Observatorium, den Donggung-Palast mit dem Wolji-Teich und die Hwangnyongsa-Zone mit den Ruinen des Hwangnyongsa-Tempels. Dieser letzte Ort beeindruckt uns ganz besonders, auch wenn von dem vor langer Zeit zerstörten Tempel aktuell nur ein Modell im Maßstab 1:10 und diverse 3D-Animationen zu sehen sind. Ein 80 Meter hoher buddhistischer Tempel, gebaut ausschließlich mit den Fertigkeiten des Zimmerer-Handwerks, ohne Hilfsmittel wie Nägel oder Schrauben, fertiggestellt im 7. Jahrhundert und bis zu seiner Zerstörung im Zuge der mongolischen Invasion fast 600 Jahre stabil überdauernd – das trotzt uns mächtig Respekt vor der damaligen Bau- und Ingenieurskunst ab. Kein Wunder, dass der Film im 3D-Kino etwas pathetisch damit schließt, dass die aktuell vorangetriebene Rekonstruktion dieser Anlage eine staatstragende Bedeutung für ganz Korea hat.
Auf unserem Rückweg sehen wir, dass nach wie vor an vielen Stellen der Stadt archäologisch geforscht und daran gearbeitet wird, die großflächig angelegten Anlagen der Silla zu rekonstruieren. Sie sind noch längst nicht fertig, hier in Gyeongju das historische Erbe wieder aufleben zu lassen. Und damit verbunden das touristische Potential dieser Region weiter zu steigern.
Eine Woche lecker Essen in Korea
Wie schon in den Ländern zuvor, schlemmen wir uns auch in Südkorea durch die heimische Küche. Egal ob Tonkatsu (koreanisches Schnitzel), geschmorter Rindertopf, Korean Barbeque, diverse scharfe Suppen, Pfannkuchen mit Meeresfrüchten, panierte Austern, dreierlei Reibekuchen oder das allgegenwärtige Kimchi – wir werden kaum enttäuscht und genießen jedes Essen aufs Neue. Dabei besuchen wir nicht die teuren und hochklassigen Restaurants, sondern normale Alltagslokale, Gaststätten oder Kneipen. In letzteren wird das Essen i.Ü. eher als deftige Beilage zu alkoholischen Getränken wie Bier oder Soju bestellt und auf großen Platten für alle zusammen serviert. Eigentlich eine tolle Sache, denn so wird Essen und Trinken vom Anfang bis zum Ende des Abends zu einer gemeinschaftlichen Sache in gemütlicher Atmosphäre. Für die Koreaner:innen in jedem Fall etwas, dass sie mit großem Spaß zelebrieren.
Als Abrundung empfehle ich den Film „Train to Busan“.