Warum um Himmels willen fahrt ihr denn nach Røst? Da gibt’s doch nix zu sehen. Keine Sehenswürdigkeiten, keine einzigartigen Berge wie den Reinebringen, keine Instagram-Motive, keine gemütlichen Cafés. Da findet ihr nur kreischende Seevögel, Schafe, verrottende Maschinen, schrullige Typen, sumpfige Wiesen und der höchste Aussichtspunkt ist gerade mal 11 Meter hoch. Die Hauptinsel Røstlandet habt ihr an einem Nachmittag zu Fuß umrundet, die einzige geöffnete Gaststätte heißt Kulwant’s Cafe und es gibt ausschließlich Burger, Kebab, Hähnchen und Pommes. Auf Røst hat es den gesamten Tag konstante 11 Grad, die Sonne zeigt sich hier so gut wie nie und die weniger als 500 Bewohner:innen genauso wenig. Und wenn, dann hinterm Steuer ihrer Autos. Die größte kulturhistorische Attraktion ist ein Altarschrein, gespendet im Jahr 1520 von Königin Elisabeth, Gemahlin des dänisch-norwegischen Königs Christian II. Den Altar gab’s als Dank dafür, dass die damalige Prinzessin eine Seereise mit heftigem Seegang unbeschadet überstanden hat. Das ist auch schon die ganze Geschichte. Die Bücherei passt in eine Telefonzelle, der Supermarkt liegt am äußersten Ende der Insel, das Infohäuschen ist verwaist und der Flughafen hat lediglich von 7:10 bis 9:15 Uhr und von 18:10 bis 20:10 Uhr geöffnet. Kein Wunder, bei maximal zwei Abflügen pro Tag. Wobei die Fähre auch nicht öfter vorbeikommt.
Warum also nochmal fahrt ihr auf diese gottverlassene Insel?
Genau deswegen! Weil Røst ein besonderer Ort ist, an dem das Leben und die Uhren anders gehen. Und weil wir die Ruhe, die Abgeschiedenheit und die Einsamkeit hier sehr zu schätzen wissen. Netter Nebeneffekt unseres Besuchs: die Fährüberfahrten von und nach Røst sind kostenlos. Finden wir gut.