Wir sind in den USA, genauer gesagt im Lost Dutchman State Park nord-östlich von Apache Junction, Arizona. Hinter uns liegen drei Reisetage, an denen wir von Peru bis hierher gelangt sind, dazu zwei Übernachtungen in Bogota und Miami. Klingt kompliziert? War es auch! Allerdings gab es gute Gründe, die Reise von Lima bis zur Übernahme unseres Wohnmobils in Phoenix so zu planen und zu buchen. Leider hat unser Treffen mit einer befreundeten Familie in Miami am Ende doch nicht geklappt, was wir sehr bedauern. Es wäre ein Highlight unserer Weltreisen und das Tüpfelchen auf dem i gewesen.

Colegio Peruano-Alemán Beata Imelda (CBI)

Wenige Tage vor unserer Abreise aus Peru haben Amina und Junes die deutsche Schule in Chosica besucht, in der Stefan derzeit Rektor ist. Annette hatte uns bei der Sekretärin angemeldet, damit wir das schwarze Tor passieren dürfen. Was wir dann zu sehen bekommen, ist sehr beeindruckend. Gleich am Eingang die eigene Kirche, die sehr schlicht gehalten und mit schönen Fenstern aus Buntglas bestückt ist. Die 700 Schüler:innen des CBI besuchen dort einmal pro Woche den Gottesdienst, selbstverständlicher Teil an einer katholischen Schule. Bei unserem Rundgang bestaunen wir großzügige Sportanlagen, ansprechende Schulgebäude, die topmodernen Chemie- und Physiklabore und werden von den älteren Schüler:innen auf Deutsch gegrüßt. Es gibt ein schuleigenes kleines Schwimmbad, dass allerdings gerade renoviert wird. Da Stefan in der Oberstufe die mündliche Deutschprüfung abnimmt, ist sein Büro leer. Eine gute Gelegenheit für Junes, die Bequemlichkeit des Rektorensessels zu testen. Das CBI glänzt durch einen hohen Standard auch bei den außerunterrichtlichen Einrichtungen. Es gibt eine Schulsozialarbeit, Schulpsycholog:innen, eine Krankenstation und den Kindergarten, der durch ein tolles pädagogische Konzept besticht.

Das historische Zentrum

Lima ist eine Metropole mit beeindruckendem Ausmaß. Im Großraum leben über 10 Millionen Menschen, ein Drittel der peruanischen Bevölkerung. Und doch hat diese Megalopolis einen Ort, an dem das Leben und Wesen von Lima kumuliert: das historische Zentrum bzw. die Altstadt. Samstag und Sonntag haben wir uns Zeit genommen, um ausgehend vom Plaza de Armas die Sehenswürdigkeiten und das Treiben im UNESCO-Weltkulturerbe anzuschauen und zum Abschluss unseres Peru-Aufenthalts noch einmal ein wenig in die Geschichte einzutauchen.

In der Kathedrale sehen wir das Grabmal von Francisco Pizzaro, dem spanischen Conquistador, genauso wie die vielen prächtigen Kapellen in den Nischen und die kirchlichen Reliquien im angeschlossenen Museum für sakrale Kunst. Wir nehmen an einer Führung durch die Basilika und das Konvet von San Francisco de Lima mit seinen unverkennbar islamischen Einflüssen teil. Im alten Bahnhofsgebäude, der Estacion Desamperados, besuchen wir die Ausstellung des Casa de la literatura peruana und entdecken mit Luchín González einen südamerikanischen Wiedergänger der Tim und Struppi Comics. Direkt nebenan gönnen sich Henrik und Junes in der Bar Cordano ein Butifarra con Jamón, dass sich laut Reiseführer in genau diesem Restaurant bereits der ehemalige Präsident García hat munden lassen.

Auf dem Plaza San Martin hören wir den politischen Redner:innen zu, die dort ihre Bühne und mehr oder weniger Aufmerksamkeit bekommen. Auf den Büchertischen der offensichtlich linken und sozialistischen Bewegungen liegen Schriften über Lenin, aber auch eine spanischsprachige Ausgabe von Hitlers „Mein Kampf“. Verschwörungsgläubige und Impfgegner:innen finden sich auf dem San Martin genauso wie Redner:innen, die sich für die Belange der indigenen Bevölkerung stark machen. Eine krude, teils schwierige, gleichzeitig aber auch lebendige Mischung. Sehr schade, dass wir aufgrund der Sprachbarriere nur erahnen können, was an einem Samstagabend durch übersteuerte Lautsprecher so alles erzählt, politisiert und polemisiert wird.

Hochzeiten

Am Nachmittag haben wir mal wieder das Glück, etwas Außergewöhnliches zu erleben: Ein Menschenauflauf vor der Kathedrale, eine Hochzeit in einer Kapelle direkt am zentralen Platz von Lima. Die Stretch-Limousine steht schon bereit. Henrik gesellt sich Paparazzi-mäßig zu den wartenden und schauenden Passant:innen, offensichtlich muss heute jemand ganz Besonderes heiraten. Das Spektakel ist dann recht schnell vorüber. Als wir am Abend noch einmal eine Runde über den Platz drehen, steht an exakt derselben Stelle schon wieder eine weiße Stretch-Limousine. Die letzten Gäste steigen gerade ein, dann braust die Limo davon. Zurück im Hotel sind wir zu müde, um nach Promi-Hochzeiten in Lima zu recherchieren und gehen lieber früh schlafen.

Welcome to Miami

Am Montagnachmittag landen wir in den USA. Mit der Metro machen wir uns auf an die Bayfront von Miami, wo am amerikanischen Labour Day (ein landesweiter Feiertag) rund um die Marina der Bär steppt. Unser erstes Abendessen in den USA übererfüllt sämtliche Klischees: Ein Berg Nachos mit Käse, Chicken Wings und Baby Back Ribs mit Fries. Yummy!

Im Backofen von Arizona

Einen Tag später begrüßen uns Temperaturen von über 40 Grad, ein Wüstenwind wie direkt aus dem Fön und eine ungewöhnlich hohe Luftfeuchtigkeit in Phoenix. Dass dieses Wetter sogar für den Desert State Arizona extrem ist, bestätigt uns Karin Richter, die uns bei Cruise America mit fließendem Deutsch in Empfang nimmt und uns unser (fast) nagelneues 10-Meter-Wohnmobil-Reiseschiff für die kommenden drei Monate übergibt. Karin erzählt uns en passant, dass sie jedes Jahr zur CMT nach Stuttgart reist und immer in Kleinbettlingen logiert. Was ungefähr 10 Kilometer von unserem Zuhause und 5 Kilometer von unserer Streuobstwiese entfernt liegt. Nürtingen und Reutlingen kennt sie daher ebenfalls gut. Die Welt ist klein und manchmal wunderbar 😊

Jetzt sind wir wie bereits erwähnt im Lost Dutchman State Park, dessen Campingplatz nur spärlich besetzt ist. Heute Morgen waren wir bereits früh auf den Beinen und sind in die Superstition Mountains gewandert. Man muss hier zeitig los, denn ab 10 Uhr ist es bereits viel zu heiß zum Wandern. Nun leuchten die Berge hinter uns glühend rot wie im Prospekt, der Wüstenwind föhnt uns durch die Haare und das Wohnmobil ist eingeräumt und startklar für die kommenden 10.000 bis 15.000 Kilometer. Auf geht’s!

P.S.: Vielen Dank an Oli für den Tipp, die Bilder immer direkt zum Text dazuzusetzen. Das ist viel besser so.

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