Rote Felswände türmen sich auf, gekrönt von mit grünen Büschen und Bäumen gesprenkelten weißen Ebenen. Wieder einmal befinden wir uns inmitten einer bezaubernden Landschaft und Natur: im Zion Nationalpark. Im Gegensatz zum Kaibab National Forest sind wir hier ganz und gar nicht alleine – diese Annahme wäre auch vermessen. Der Menschenandrang an einem Samstag bei bestem Wetter im beliebtesten Nationalpark in Utah ist allerdings dann doch ein wenig too much für uns. Auch wenn es selbstverständlich vollkommen logisch ist, dass an so einem Tag alle in den Zion Canyon wollen. Nature loving people!

Wer hat das Wochenende erfunden?

So singt es DvL auf dem Debütalbum von Tocotronic aus dem Jahr 1995. Und wir denken uns das auch ein kleines bisschen, denn an den Wochenenden ist es in den National- und Stateparks immer deutlich voller als unter der Woche. Wir wollen aber die Samstage und Sonntage nicht auf einem Parkplatz verbringen und warten, bis der Ansturm vorbei ist. Also rein ins Getümmel und Anstellen an der Schlange für die Shuttlebusse, die im Minutentakt vorgefahren kommen. Unser Motto ist „beat the crowds“, daher steigen wir gleich an der ersten Haltestelle „Court of the Patriarchs“ wieder aus. Ab hier nehmen wir einen Teil des Sand Bench Trails unter die Füße. Eine clevere Entscheidung, denn auf dem tatsächlich sehr sandigen Weg sind wir plötzlich wieder ganz alleine und die Landschaft ist nicht weniger spektakulär als an den beliebteren Spots im Park. Wir genießen die Ruhe und den Spaziergang vorbei an turmhohen Felsmassiven und Kakteen mit lustigen Früchten dran. Einige Kilometer weiter treffen wir bei den verschiedenen Trails zu den Emerald Pools dann wieder auf andere Besucher:innen. Diese Spots können wir uns jedoch nicht entgehen lassen und traben zusammen mit der Masse den Berg hinauf. Am Upper Emerald Pool angekommen werden wir mit Felswänden im 90-Grad-IMAX-Panorama belohnt. Eine gute Alternative zum (so liest man) spektakulären Trail hinauf zum Aussichtspunkt Angels Landing, den wir nicht wandern können. Diese Tour ist so beliebt, dass es in den letzten Jahren kontinuierlich zu Staus auf der Strecke gekommen ist. Deswegen benötigt man ab diesem Jahr einen Permit, um hinaufsteigen zu können. Die Permits werden im Losverfahren vergeben, und wir hatten bei der Lotterie leider kein Glück. Angels Landing ist i.Ü. bei weitem nicht die einzige Attraktion in den Nationalparks, die aufgrund des überwältigenden Andrangs mittlerweile zugangsbeschränkt ist. Aber lieber so, als wie wir es am Rainbow Mountain erlebt haben.

Samstag ist Selbstmord

Nach einem Mittagessen in der Zion Lodge fahren wir mit dem Shuttlebus weiter den Canyon hinauf bis zur Endhaltestelle „Temple of Sinawava“. Wir wollen den als einfach beschriebenen Riverside Walk gehen, das klingt malerisch und entspannend. Ist es aber leider nicht, und jetzt sind wir dann doch genervt von den Massen. Wir haben nicht bedacht, dass der Riverside Walk gleichzeitig der Zugangs- und Rückweg von der ebenfalls sehr beliebten Wanderung zu den Narrows ist, einer sich verengenden Felsenschlucht. Ab dem Endpunkt des Riverside Walk führt der weitere Weg zu den Narrows mitten durch den Fluss, man wird also mächtig nass oder benötigt entsprechende Ausrüstung. Das hatten wir gar nicht vor, viele Andere im Laufe des Tages hingegen schon. Die kommen uns jetzt alle entgegen und wollen nass und erschöpft möglichst schnell zum Shuttlebus. Der Weg ist allerdings nicht gerade breit und wir kommen uns plötzlich vor, wie mit unserem Mietauto in Peru: es ist ein Hauen, Stechen und Drängeln und der entspannte Spaziergang wird zum Geschiebe. Merke: ohne sich im Vorfeld genaue Informationen zu holen, kann es an einem Wochenende im Nationalpark schnell stressig werden.

Wir verarbeiten dieses Erlebnis am späten Nachmittag vor unserem Wohnmobil mit einem kühlen Bier. Von unserem Platz aus haben wir einen tollen Blick auf das Massiv des Watchman. Die Sonne tut ihr übriges dazu und gibt die Beleuchterin.

Der Watchman
Poetry in Stone

Heute war wieder ein Tag auf der Straße, im Supermarkt, am Putzlappen und im Waschsalon. Jetzt am späten Nachmittag liegt die Broschüre vom Bryce Canyon Nationalpark neben mir, in dem wir mittlerweile angekommen sind. Und ein erster Blick auf die rot-weißen Steinformationen im Canyon zeigt uns, dass die Überschrift in der Broschüre nicht falsch gewählt ist: die Felsenlandschaft ist wunderschön! Morgen werden wir hier wandern und berichten beim nächsten Mal von unserem Besuch. Bis dahin zeigen wir noch ein paar Fotos vom Red Canyon, an dem wir heute auf dem Weg vorbeigefahren sind. Auch schön, oder? Wir befinden uns ab heute an der Route 12, einem Scenic Byway, an dem sich Attraktion an Attraktion reiht. Wir wollen in den nächsten Tagen möglichst viele davon abklappern. 🙂

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