Heute wird es ein bilderreicher Beitrag. Fünf abwechslungsreiche Tage liegen hinter uns: vom bizzaren Valley of Fire ins irrsinnige Las Vegas, hinüber zum majestätischen Grand Canyon und zuletzt nach Page und ins Nationale Schutzgebiet Glen Canyon. Als verbindendes Element begleitet uns dabei fast die ganze Zeit der Colorado River, auf den wir in nächster Zeit noch einige weitere Male treffen werden.

Im Tal des Feuers

Knallrot leuchtet uns ein Felsmassiv entgegen, als wir mit unserem rollenden Zuhause um die Ecke biegen. Vor wenigen Minuten sind wir an der Entrance Station in den ältesten und größten Statepark Nevadas gefahren und wurden vom freundlichen Ranger gleich mit einer Überraschung empfangen: es ist National Public Lands Day und der Eintritt genauso wie die Nutzung des Campingplatzes heute kostenlos. Jetzt strahlen wir zusammen mit dem roten Fels, dem das Valley of Fire seinen Namen verdankt. Immer knalliger werden die Farben und immer skurriler die Formationen des Gesteins, je weiter wir uns in den Park hineinbewegen. An einigen der Felsen begegnen uns (nicht zum ersten Mal auf unserer Reise) prähistorische Petroglyphen. Leider auch die modernen Felskritzeleien von Besucher:innen, die auf diese Weise offensichtlich einen Fußabdruck hinterlassen wollen. Wie schade, dass die Verwaltung des Parks deswegen an allen zugänglichen Wanderwegen Verbotschilder aufstellen muss. Als ob es irgendwen interessiert, dass Cindy und Bert hier waren.

Im Valley of Fire sind wir nun auch endgültig zurück in der Hitze. Nach den kalten Nächten im Sequioa und Yosemite sind wir dankbar für ein wenig Wärme, tagsüber jedoch ist es fast schon wieder zu viel und wir gönnen uns eine kleine Siesta, bevor wir am späten Nachmittag mit unserer Rundtour zu den kurzen Wandertrails beginnen. Auf dem Weg begegnet uns ein Steinbock, aber wir sind zu langsam mit unseren Kameras und so bleibt dieser Moment nur in unserer Erinnerung erhalten.

Am nächsten Tag fahren wir vorbei am Stausee Lake Mead, der Millionen von Menschen im Südwesten der USA mit Trinkwasser versorgt. Und wieder einmal sind wir mit einer historischen Auswirkung der Klimakrise konfrontiert: noch nie war der Wasserstand im See so gering wie diesen Sommer. Trockenheit und Dürre kennt man in diesem Teil des Landes, aber die aktuellen Dimensionen sprengen alles bisher Dagewesene. Das führt in Las Vegas, der am schnellsten wachsenden Großstadt der USA, zu radikalen Maßnahmen. Ausgerechnet in der Stadt, in der man durch ein künstliches Venedig gondeln kann und alle 15 Minuten die Wasserfontänen vor dem Bellagio emporsteigen.

Viva las Vegas?

Über Las Vegas muss man nicht viel schreiben. Wir alle kennen die berühmten Hotels, Casinos und Restaurants am vielleicht noch berühmteren Strip aus Filmen und Dokumentationen: den künstlichen Eiffelturm, die nachgebaute Freiheitsstatue, die Pyramide und Sphinx des Luxor, die künstlichen Wasserstraßen im Venetian, das Caesars Palace, das Mirage, in dem Siegfried und Roy Weltruhm erlangt haben, und vielleicht am bekanntesten das Bellagio mit seinen Wasserspielen zu Elvis Presleys „Viva las Vegas“. Wir wollen das einmal mit eigenen Augen sehen und haben uns daher für eine Nacht ins Rio Hotel und Casino eingebucht. So kommen wir nach drei Wochen mal wieder in den Genuß von richtigen Betten und einem großen Badezimmer. 🙂

Am späten Nachmittag machen wir uns auf zu einem Stadtbummel. Es ist ein Sonntagabend und wir erwarten ein entspanntes Dahinschlendern und etwas Ruhe nach dem wochenendlichen Sturm in der Partymetropole. Die Realität trifft uns unvorbereitet: in den Casinos und Bars der Hotels herrscht Trubel, die Straßen werden mit vorrückender Uhr voller und voller, die Möglichkeit des öffentlichen Alkoholkonsums wird extensiv genutzt und es herrscht durchgehend eine Laustärke wie bei einem Musikfestival. Was muss hier erst an einem Samstagabend los sein, wenn ein Hotelzimmer das Vierfache kostet? Wir sehen viel nackte Haut, zur Schau gestellte Muskeln, Schoßhündchen in Kinderwagen und immer wieder laufende Beispiele plastischer Chirurgie. Irgendwie hat es schon etwas faszinierendes, durch so eine künstliche Erlebniswelt zu schlendern. Vieles was wir sehen ist dann aber doch eher abstoßend und lässt uns etwas ratlos zurück. Nach mehreren Stunden unterwegs sind wir ob der vielen Eindrücke so platt, dass wir uns ein Taxi zurück ins Hotel gönnen. Ein zweites Mal müssen wir nicht wiederkommen.

Der Große

Unsere nächste Station ist der Grand Canyon. Und genau wie bei Las Vegas müssen wir dazu eigentlich nicht viel schreiben, so bekannt ist dieses Wunder der Natur. Majestätisch breitet sich der Canyon vor einem aus, wenn man am Aussichtspunkt Mather Point zum ersten Mal an die Kante und den Zaun herantritt. Eine faszinierende, großartige und beeindruckende Landschaft. Einen ganzen Tag lang bewegen wir uns entlang des South Rim und genießen auf unserer zehn Kilometer langen Wanderung die verschiedenen Blickwinkel und Lichtwechsel von den einzelnen Aussichtspunkten. Und sehen auf dieser Strecke doch nur einen Bruchteil der knapp 450 Kilometer langen Schlucht. In den Canyon selbst wandern wir nicht hinunter, das hätten wir intensiver planen und eine Übernachtung im Tal buchen müssen. Und einmal hinab und wieder hinauf hatten wir ja schon einmal auf unserer Reise: im Colca Canyon in Peru.

Wir lassen dieses Erlebnis bei einem Lagerfeuer nachwirken und den Tag ausklingen. Und im Gegensatz zum Abend zuvor halten sich die Menschen heute an die Ruhezeiten und um 20 Uhr geht dann auch der letzte Stromgenerator auf dem Zeltplatz aus. Ein ganz spezielles Thema hier in den USA, zu dem wir an anderer Stelle einmal intensiver berichten werden.

Noch mehr Canyons

Den heutigen Mittwoch verbringen wir den Colorado River flussaufwärts am Marble Canyon und Glen Canyon. Wir besichtigen den bekannten Fotospot Horseshoe Bend, machen einen kurzen Abstecher zum Glen Canyon Dam und fahren für die Nacht zum ruhig gelegenen Campground Lees Ferry. Dort sind wir dem Fluss, der uns seit Tagen begleitet, dann doch endlich einmal ganz nah.

Ein Kommentar

  1. Hi!
    Ich fahre weiterhin ganz leise mit euch.
    Das Lesen macht Spaß. Und die Beschreibung Las Vegas trifft genau zu!
    Wir waren 2x dort, gerade durch die Gegensätze immer wieder faszinierend.
    Allerdings, aus der Natur kommend kann es schon ein Schock werden.
    Weiterhin gute Fahrt,
    Jindra

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