Wir senden euch Grüße vom Extraterrestrial Highway, genauer gesagt aus dem Little A’Le’Inn in Rachel, Nevada. Dort sind wir am Freitag knapp 40 Kilometer von der Area 51 entfernt in der absoluten Hochburg des UFO-Kitsches gelandet. Für zwei Sci-Fi-Fans wie Junes und Henrik selbstverständlich ein absoluter Must-Have-Stop auf der USA-Tour. Und doch sind wir an diesen seltsamen Ort nur „by accident“ gekommen, denn eigentlich lag die kleine Kneipe gar nicht auf der Reiseroute.

Überflutung im Death Valley

Eigentlich wollten wir in den Nationalpark Death Valley fahren, das Tal der Superlative. Bereits seit 1913 gilt es als heißester Ort der Erde mit erdrückenden 56,7 Grad Celsius Rekordtemperatur. Mit knapp 53 Grad Celsius ist dieses Jahr ein neuer Rekord für den heißesten September-Tag aller Zeiten im Tal erreicht worden. Doch nicht nur die Temperaturen, auch Wasser sorgt im Nationalpark für einen Sommer der Extreme: im August eine blitzartige Überflutung (eine sogenannte Flash Flood), bei der Tourist:innen aus dem Valley evakuiert werden mussten. Vor einer Woche dann die größten Regenmengen aller Zeiten, die zu massiven Zerstörungen an Straßen und der Infrastruktur geführt haben. Aus diesem Grund sind aktuell die meisten Straßen im Tal gesperrt, eine Durchfahrt von West nach Ost ist auf Wochen hin unmöglich. Einen Besuch halten wir unter diesen Umständen für nicht angemessen, zumal ein großer Umweg notwendig wäre. Das Death Valley streichen wir von der Liste.

Eine erneute Planänderung

Wir mussten also eine neue Route von Lone Pine in Richtung Las Vegas finden und hatten dafür zwei interessante Optionen:

  1. Nach Süden in Richtung Los Angeles, was sich mit einem spontanen Besuch des Rammstein-Konzerts im Coliseum von LA hätte verbinden lassen.
  2. Nach Norden durch die endlose Wüstenlandschaft von Kalifornien und Nevada bis ins Provinznest Tonopah, von dort weiter in Richtung Osten bis zum Highway 375, der zurück nach Süden führt. Eine Umrundung der Nellis Range, einem militärischen Sperrgebiet von mehr als 31.000 Quadratkilometern.

Variante 2 hatte am Ende ganz knapp die Fühler vorn, und wir machen uns auf eine stundenlange Fahrt vorbei an winzigen Käffern, Salzseen und endlos wirkenden Ebenen. 

Sind sie unter uns?

Gibt es sie oder gibt es sie nicht? Sind in der Area 51, dem geheimnisumwobenen Militärstützpunkt in der Wüste Nevadas, Reste eines in Roswell, New Mexico abgestürzten außerirdischen Flugobjekts eingelagert? Werden in den unterirdischen Laboren die Körper von außerirdischen Lebensformen studiert und seziert? Was geht tatsächlich vor hinter den Berghängen, hinter die man nicht blicken kann?

Wir können diese Fragen nach unserem Besuch in Rachel nicht beantworten, aber ein Spaß war es schon, in dieser gottverlassenen Ecke in die Kneipe Little A’Le’Inn einzukehren, zwischen Alien-Puppen und UFO-Devotionalien einen Burger zu essen und sich ein bisschen wie Bill Pullman im Film Independence Day  zu fühlen. Dessen Veröffentlichung im Übrigen Anlass dazu war, dass der Highway 375 im Jahr 1996 offiziell zum Extraterrestrial Highway umbenannt worden ist.

Nach einem leckeren Essen und einer netten Plauderei mit zwei Stammgästen sind wir weiter durch die Nacht gefahren, nicht ohne am berühmten schwarzen Briefkasten anzuhalten, der angeblich den Abzweig zur Area 51 markiert und in den die vorbeikommenden Alien-Nerds Nippes, Krimskrams und Briefe an die Extraterrestrischen hineinlegen. Schon eine besondere Stimmung, im Dunkeln mitten in der Wüste und mutterseelenallein an einem Ort zu stehen, der mit einem derart legendären Mythos umrankt ist. Und vielleicht gibt es die ETs ja doch? Wir hoffen, dass sie in Frieden kommen und nicht wie schon einmal Las Vegas in Schutt und Asche legen. Oder zumindest erst dann, wenn wir wieder weg sind. 😊

Die Filmstadt Lone Pine

Am Tag zuvor waren wir in den Alabama Hills. Eine felsige Hügellandschaft am östlichen Rand der High Sierra unterhalb des Mount Whitney, die uns stark an die Landschaft im Joshua Tree Nationalpark erinnert. Wir machen einen kurzen Rundweg zum Arch Rock, kapitulieren dann allerdings vor der Hitze und ziehen uns auf unseren wunderschön gelegenen Campground zurück. Wieder einmal haben wir das große Glück, einen tollen Sonnenuntergang sowie einen unglaublichen Sternenhimmel inklusive Milchstraße zu erleben. Die Weite der Landschaft und das Spektakel am Himmel machen uns momentan allabendlich sprachlos.

Lone Pine ist der Ausgangsort für alle Aktivitäten in den Alabama Hills. Bekannt ist die Stadt durch die unzähligen Filmdrehs, die vor Ort und in den Bergen seit den 30er-Jahren stattgefunden haben. Lange Zeit war Lone Pine der zentrale Ort für die Produktion sogenannter B-Western, günstig gedrehte Filme und Serien für die Massen in den Kinos. Auch größere Produktionen mit Stars wie Clint Eastwood oder John Wayne sind in den Alabama Hills gedreht worden. Aber nicht nur klassische US-Western, auch Filmlandschaften in Indien, Afghanistan und Science-Fiction-Welten wurden zwischen den außergewöhnlichen Felsformationen inszeniert. „Tremors – Im Land der Raketenwürmer“, „Iron Man“, „Star Trek“ und ganz aktuell „Django Unchained“ nutzten die Hills als Kulisse. All das erfahren wir im örtlichen Museum of Western Film History. Ein nettes kleines Museum, dass für einen kurzen Vormittagsbesuch genau richtig ist.

P.S.: Ein Ende

Wir nehmen unsere Leser:innen sehr ernst, und die Anregung, hier noch ein Ende zu formulieren, greif ich gerne auf:

Nach diesem erzählerischen Abstecher zu unserem Aufenthalt in den Alabama Hills nun aber zurück zum Extraterrestrial Highway: Nach dem wichtigen Besuch bei der Black Mailbox fahren wir in der Dunkelheit noch eine ganze Stunde über weitestgehend verlassene Straßen bis zum kleinen Campingplatz am Upper Pathranagat Lake. Die Übernachtung dort ist kostenlos und wir haben das große Glück, den letzten freien der insgesamt 15 Stellplätze zu ergattern. Vom See sehen wir nicht mehr viel, dafür mal wieder umso deutlicher die Sterne und die Milchstraße. Auf dem Highway direkt hinter uns dröhnt zwar ab und an ein Truck vorbei, insgesamt aber verbringen wir hier eine ruhige Nacht bei angenehmen Temperaturen. Das wird nicht so bleiben, da wir uns nun in den Süden Nevadas ins Valley of Fire und nach Las Vegas aufmachen. Es wird wieder heiß, Baby!

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