Die ersten 4000 Meilen unserer Reise quer durch die USA haben wir von Arizona über Kalifornien, Nevada und schließlich durch Utah verschiedene Schleifen gedreht und sind entlang der großen Nationalparks des Südwestens getourt. Nun ist es an der Zeit, dass wir unser Wohnmobil langsam in Richtung Osten lenken und über die Route 66 nach Chicago aufbrechen. Doch bis wir diese legendäre Straße ab New Mexico unter die Räder nehmen und die Landschaft um uns herum flach und weit wird, schauen wir ein letztes Mal bei den Canyons und majestätischen Felsformationen des Südwestens vorbei.

We do like Mondays

Unser sorgenvoller Blick auf Parkplatzprobleme im Arches Nationalpark stellt sich als unbegründet heraus. Es ist Montag, und der Park zwar voll, aber wir kommen problemlos überall hin und sehen wie bereits am Sonntag einige der spektakulären Felsenbögen, für die der Park bekannt ist.

Nach einigen Fotostops und kurzen Wanderungen ist die Luft gegen Mittag dann ein wenig raus, wir sagen Farewell und machen uns umgehend auf den Weg in den letzten der Mighty 5, wie die fünf großen Nationalparks in Utah – Zion, Bryce Canyon, Capitol Reef, Arches und Canyonlands – auch genannt werden.

Doch erst einmal müssen wir unser Wohnmobil dumpen, sprich unten entleeren und oben nachfüllen. Also fast so wie bei uns Menschen. Zwei Abwassertanks fahren wir durch die Gegend: Grey Water für Dusche, Waschbecken und die Küchenspüle, Black Water für die Toilette. Und beide sind nach drei Tagen gut gefüllt. Im Gegenzug zeigt die Anzeige für den Frischwassertank gähnende Leere an. Dumpen kann man an vielen Campingplätzen, doch nicht alle sind entsprechend ausgestattet. Deswegen singen wir jetzt ein Loblied auf die Tankstellen hier – ja, ihr habt richtig gelesen.

Gas, Water, Shit

Manche Tankstellen sind ein Segen für alle, die mit rollenden Toiletten und mobilen Küchen unterwegs sind. Denn bei einigen Tankstellen bekommt man nicht nur Gas (Benzin), sondern auch kostenlos frisches Trinkwasser und ganz nebenbei darf man seine Hinterlassenschaften aus den Abwassertanks entsorgen. Und auch das völlig kostenlos. Eine Serviceleistung, die wir sehr zu schätzen wissen. Denn schließlich wollen wir nicht immer die teuren Campgrounds ansteuern, sondern ab und zu auf öffentlichem Land boondocken oder die günstigen Campgrounds des BLM oder National Forest Service nutzen. Und dort gibt es häufig keine Station fürs Dumpen, weswegen wir das in letzter Zeit öfter mal bei verschiedenen Tankstellen erledigt haben. So geht unserer Meinung nach gute Kundenbindung, denn selbstverständlich füllen wir dort im Anschluss auch gerne unseren riesigen Benzintank auf. Wir hoffen, dass es diesen Service auch in den weiteren Bundesstaaten gibt, die wir demnächst durchqueren.

Der Felsen überdrüssig?

Richtig warm werden wir mit dem Canyonlands Nationalpark nicht. Wobei das jetzt ein wenig unfair ist, denn wir sehen von diesem riesigen Park nur einen kleinen Ausschnitt von lediglich einem der insgesamt vier Bereiche, in die er unterteilt ist. Und möglicherweise haben wir in den letzten Wochen einfach schon zu viele Canyons, Cliffs, Arches und Hoodoos gesehen und sind der vielen Felsen ein wenig überdrüssig. Eine gewisse Ermattung ist in jedem Fall spürbar.

Trotzdem ist unser Tag im Needles District ein schöner. Bei herrlichem Wetter gehen wir drei kurze Trails, die als Rundwege zu verschiedenen Aussichtspunkten und kleinen Highlights führen. Die namensgebenden Felsnadeln sehen wir von diesen Trails aus allerdings nur aus der Distanz. Um an diese näher heranzukommen, hätten wir eine längere Tour zu Fuß ins Backcountry des Needles District machen müssen. Das haben wir im Voraus nicht geplant und spontan ist uns am Nachmittag eher nach Weiterziehen zumute. Allerdings nicht, ohne auf dem Weg zurück in Richtung Highway noch mehrfach anzuhalten, um die wirklich beeindruckenden Felsmassive links und rechts der Straße anzuschauen und zu fotografieren. Fast könnte man meinen, riesige Schiffsrümpfe schieben gewaltige Bugwellen aus Felsen vor sich her.

Eine ganz ähnliche Szenerie, nur diese Mal von oben aus betrachtet, erwartet uns im Goosenecks State Park, wo wir unser Wohnmobil für die Nacht direkt an der Felskante parken können. Unter uns fließt gemächlich der San Juan, der über eine schier endlose Zeit hunderte Meter tiefe Flussschleifen in das Felsplateau gegraben hat. Vor uns geht spektakulär die Sonne unter, hinter uns ein rot leuchtender Riesenmond auf. Großes Naturtheater! Und wir merken: Ganz durch sind wir noch nicht mit der Felsenlandschaft des Südwestens.

Eine verblasste Legende

Am nächsten Tag brechen wir auf in Richtung Monument Valley. Ein legendärer Ort und vielleicht eine der zentralen Szenerien, die wir in Europa mit den USA und dem Wilden Westen verbinden. Und natürlich ein Ort, der besonders für Filmfreaks interessant ist. Für unzählige Filme haben die berühmten Buttes als Kulisse stillgestanden, am prominentesten sicherlich in „Spiel mir das Lied vom Tod“, aber auch in etwas jüngeren Filmen wie „Forrest Gump“, „Zurück in die Zukunft III“, „Easy Rider“ oder optisch verfremdet in „2001 – Odyssee im Weltraum“ (danke an Michael für den informativen Link).

Das Monument Valley liegt auf dem Gebiet der Navajo Nation und wird als sogenannter Tribal Park verwaltet. Die Navajo hatten massiv unter der Corona-Pandemie zu leiden und eine überproportionale Anzahl an Ansteckungen mit allen bekannten Folgen zu verkraften. Die touristischen Zentren auf dem Gebiet der Navajo waren lange geschlossen, noch heute gilt im Tribal Park Maskenpflicht drinnen wie draußen. Die Wohnmobilstellplätze direkt neben dem Visitor Center werden im ganzen Jahr 2022 immer noch nicht bewirtschaftet und bleiben das ganze Jahr geschlossen. Für die bereits stark von Armut betroffenen Navajo muss sich dieser Einbruch an touristischen Geldquellen verheerend auswirken. Das haben so ähnlich auch von Kirsten einige Tage zuvor gehört. Und es zeigt sich in der gesamten Anlage rund um den zentralen Aussichtpunkt: Ausstellungen sind nur sporadisch aufgebaut, ganze Räume sind gesperrt und wir haben den Eindruck, an einem verblassenden Ort zu sein. Alles wirkt wenig einladend. Ob allerdings eine Erhöhung der Eintrittsgebühren und überteuerte Angebote für Jeep-Touren durchs Valley (260 Euro für drei Personen und 1,5 Stunden) einen dauerhaften Ausweg aus dem spür- und sichtbaren Dilemma sein können, daran haben wir ein wenig Zweifel. Es ist den Navajo sehr zu wünschen, dass sie Möglichkeiten finden, die Legende des berühmten Tals hier vor Ort wieder erblühen zu lassen und massenhaft Tourist:innen mit einem echten Mehrwert für alle anzulocken.

Badlands

Wir sind in den schlechten Landen – den Badlands. Klingt ein wenig nach Mordor, sieht manchmal auch ein wenig so aus. Badlands gibt es an mehreren Orten in den USA und wir waren auch schon in welchen (Grand Staircase National Monument), aber hier in New Mexico heißen sie auch so: Bisti Badlands und Angels Peak Badlands. Erstere besuchen wir heute Vormittag, nachdem wir bereits die sternenklare Nacht zuvor am Parkplatz zur Bisti Wilderness mitten im Nirgendwo verbracht haben. Hinter dem Gatter befindet sich tatsächlich ein wildes Gebiet: keinerlei Wege oder Hinweise sind zu finden, man bewegt sich im freien Gelände und erkundet die Badlands in eigener Regie. „Otherworldly“ soll das Erlebnis sein, wenn man durch die skurrilen und außergewöhnlichen Formationen wandert. Tatsächlich könnte diese Landschaft auch locker als Set für einen Dino-Alien-Sky-Fi-Horror-Film dienen: seltsame Steingebilde, pilzförmige Felsen, wundersame Oberflächen und versteinertes Holz. Und das alles in den unterschiedlichsten Farben von Beige, Orange über Grün bis hin zu Grau- und Schwarztönen. Fast drei Stunden schlendern wir durch das offene Gelände. Unsere Bilder geben die jenseitige Besonderheit der Landschaft hoffentlich wieder.

Jetzt am Abend stehen wir schon wieder mitten in der Pampa: an einem der Aussichtspunkte der Angels Peak Scenic Area. Weit geht unser Blick von oben hinab in ein neues Badland-Areal. Farben sehen wir keine mehr, die Sonne ist vorhin bereits untergegangen und färbt den Horizont orangerot ein. Wir freuen uns auf eine ruhige Nacht und hoffen, das der kräftige Wind dafür noch ein wenig abschwächt.

3 Kommentare

  1. Also laut Google waren wir da an einer Stelle, die Egg Hatchery genannt wird. Also die Brutstätte für die Eier. Das sind alles Steine, so wie überall in den Bistis. Von Wind und Wetter so geformt. Sehen aus wie Dinosaurier-Eier, oder zumindest stelle ich mir die so vor.

    1. Da bröselt ja ganz schön die Landschaft weg. Bild 31 sieht für mich eher wie eine versteinerte Pantoffel aus, in der jemand ein Lagerfeuer gemacht hat…

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