Unsere Kurzzeitbeziehung mit Yosemite könnte man als schwierig bezeichnen. Was allerdings nicht an der unbestrittenen Schönheit dieses Nationalparks liegt, der neben dem Grand Canyon und Yellowstone mit Sicherheit zu den bekanntesten in den USA zählt. Es sind eher die Begleitumstände, allen voran das trübe und nasskalte Wetter. Aber auch die Tatsache, dass der Yosemite neben uns ungezählte andere Liebschaften unterhält. Wir sind eigentlich zu keiner Zeit gänzlich ungestört: Der Massentourismus hat uns wieder – und wir sind Teil davon.

Planänderung

Von den riesigen Sequioas haben wir bereits berichtet, die wir in Mariposa Grove am Südeingang zum Nationalpark besichtigt haben. Unser nächster Stop ist das Yosemite Valley mit seinen weltberühmten Granitfelsen: Half Dome, El Capitan und andere Monumente aus Fels. Leider haben wir richtige Schlechtwettertage erwischt, daher stutzen wir unser Programm zusammen und streichen die steile Wanderung hinauf zum Glacier Point von unserer Bucket List. Das frustriert uns ein wenig, denn die Beschreibung liest sich umwerfend: „outstanding views of Yosemite Valley below.“ Wir begnügen uns mit einer Wanderung zum Mirror Lake (der leider in dieser Jahreszeit trocken liegt und keine sich im See spiegelnden Felswände zu sehen sind) und einem Nachmittag mit Lagerfeuer an unserem wunderschönen Stellplatz direkt am Fluß. Übrigens: Wenn ihr euch die Frage stellt, warum wir nicht einfach umgebucht und den Yosemite bei gutem Wetter besucht haben: Die Campingplätze im Park sind die komplette Saison über ausgebucht! Man muss auf die Sekunde genau zur Öffnung des Buchungsfensters fünf Monate im voraus vor dem PC sitzen und hat kaum mehr als eine Minute Zeit, einen Platz zu reservieren. So groß ist der Andrang! Die Alternative dazu ist, jeden Morgen in den Park hinein und am Abend wieder hinauszufahren. Aufgrund der großen Distanzen keine wirklich attraktive Option für uns.

John Muirs Vermächtnis

Am nächsten Tag fahren wir mit dem Shuttlebus durch das Tal, besuchen das Museum und lassen uns im Kino ein wenig von der Geschichte des Parks erzählen. Eine tragende Rolle bei der Ausweisung von Yosemite und anderen Regionen als Nationalparks und National Monuments spielte der schottisch-US-amerikanische Naturforscher John Muir. Dieser betrat Yosemite 1868 zum ersten Mal. Auf seine Initiative hin wurde das Gebiet 1890 vom Kongress der USA als Nationalpark ausgewiesen. Muir gilt als Gründungsvater der amerikanischen Nationalpark-Tradition. Was im Museum und Film nicht erzählt wird ist, dass Muir eine aus heutiger Sicht problematische Geisteshaltung besessen und rassistische Ansichten vertreten hat. Vielleicht wird diese noch junge Erkenntnis eines Tages auch Einzug halten in die historische Erzählung der ohne Zweifel großartigen Nationalpark-Idee. Allerdings lässt die dürftige und unserer Meinung nach unzureichende Aufarbeitung der Vertreibung und Ermordung der ursprünglich im Yosemite Valley siedelnden Ahwahneechee-Indianer daran zweifeln. Das „Indian Village“ neben dem Museum kann man leider nur als beschämend bezeichnen.

Huberbuam

Im Museum sind mit Thomas und Alexander Huber (Huberbuam) zwei Deutsche prominent vertreten. Die beiden Extremkletterer haben in den 90er- und 2000er-Jahren an der Felswand El Capitan ihre Spuren hinterlassen und maßgeblich zur Weiterentwicklung der Freikletterei im Valley beigetragen. „Am Limit“ heißt der spektakuläre Dokumentarfilm, der den Speed-Rekordversuch der beiden an der „Nose“ des El Capitan dokumentarisch begleitet. Sehenswert!

Spektakuläre High Sierra

Nach drei Tagen verlassen wir den Yosemite-Nationalpark in Richtung Osten über die Tioga-Road und den gleichnamigen Pass. Die Straße führt über die High Sierra und wir werden durch spektakuläre Ausblicke, Fototapeten-Motive und den ersten Schnee des Jahres mehr als versöhnt mit unserem Aufenthalt und dem garstigen und unsteten Wetter. Wir müssen andauernd anhalten, staunen und verlassen den Yosemite am Ende mit einem Lächeln.

Mono Lake

Vom Ostportal des Yosemite geht es wenige Meilen und 1000 Höhenmeter hinunter zum Mono Lake. Der See ist alkalisch und extrem salzhaltig. Die Landschaft rund um den See ist entsprechend bizarr: durch den stetig sinkenden Wasserspiegel des Sees sind über die Jahrhunderte Kalktuff-Gebilde zum Vorschein gekommen, die Flächen rund um den See leuchten mal gelb, mal rötlich und die Uferbereiche sind von schwarzen Salzfliegen gesäumt. Der Himmel scheint tiefblau und zusammen mit den Wolken ergeben sich faszinierende Farbenspiele, von denen wir uns nur schwer lösen können. Die Speicher unserer Kameras sind glücklicherweise ausreichend groß. 🙂 Leider hat das Visitor Center geschlossen, wir hätten uns gerne eingehender über diese extreme Landschaft informiert.

Die Nacht verbringen wir auf einem ruhigen Campingplatz am June Lake ganz in Nähe. Jetzt sind wir auf dem Weg in die Alabama Hills, wo wir heute Nachmittag bei bestem Wetter und wieder wärmeren Temperaturen wandern gehen wollen.

2 Kommentare

    1. Hi Michael,
      ja, es ist total krass, vor allem wenn man unten steht denkt man, dass man sich an dieser Wand überhaupt nirgendwo festhalten kann. Ich war ja früher auch ab und an klettern, hab sogar DAV-Kurse gemacht. Und selbst mit Seil immer dieses ungute Gefühl. Die Leute, die an diesen riesigen Wänden klettern, sind schon irgendwie verrückt. Und leider erreichen auch nicht alle dieser Extremsportler:innen ein betagtes Alter.
      Liebe Grüße

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