Er ist das Wahrzeichen des Landes, ein heiliger und mystischer Ort, ikonischer Berg und ein Musterbeispiel für perfekte Proportionen. Und doch hat es Fuji-san, Fujiyama oder auch Fudschijama nicht wie ursprünglich geplant in die Headline dieses Beitrags geschafft. Wofür der 3776 Meter hohe Berg freilich nichts kann, denn vermutlich hat er kaum Einfluss auf das aktuelle Wetter und die Wolken um sich herum. Immerhin bekommen wir ihn zu sehen, anders als beim Ararat, der sich bekanntlich vollständig vor uns versteckt gehalten hat. So ein richtiges Wow-Gefühl will sich allerdings nicht einstellen, zu diesig ist die Wetterlage, zu spät und bei zu dunklen Lichtverhältnissen kommen wir abends am Lake Shōji an, von wo aus man den Stratovulkan eigentlich gut ins Visier nehmen kann. Zu wolkenverhangen ist es am nächsten Tag, als wir rund um Fuji-san die unterschiedlichsten Spots abklappern, von wo aus sich der Berg im freien Sichtfeld zeigt. Mehr als grau-blau-weiße Fotos wollen uns nicht gelingen, die Sonne macht sich rar am Tag des Frühlingsanfangs (der in Japan ein Feiertag ist). Aber wir wollen nicht meckern, beeindruckend ist Fuji-san in jedem Fall, und es ist definitiv ein Highlight unserer Japan-Rundreise, diesen einmaligen und faszinierend in die Landschaft eingebetteten Berg einen ganzen Tag lang immer wieder aus neuen Perspektiven betrachten und bestaunen zu können. Weswegen er sich auch völlig zurecht im Titelfoto präsentieren und zeigen darf.

California Dreamin‘

Es hat ein wenig was von einem Déjà-vu, als wir heute Morgen die Treppen am Deich vor Hamamatsu hinaufsteigen: ein endlos weiter Sandstrand, jede Menge Surferboys und die anrollenden Wellen des pazifischen Ozeans. Wir fühlen uns in der Zeit zurückversetzt in den September des letzten Jahres und an die wunderschönen Strände Kaliforniens. Die Szenerie erinnert auffällig an Pismo Beach, und tatsächlich bewegen wir uns nicht nur am selben Ozean, sondern auch auf einem ähnlichen Breitengrad wie Santa Maria und die vorgelagerten Strände. Erinnerungen werden wach, positive Gefühle getriggert. Und das alles bei Sonne satt. Vor drei Tagen noch in Winterklamotten im Tiefschnee, heute in Shorts am Strand. Noch so eine Gemeinsamkeit der geografischen Mitte Japans mit dem drittgrößten Bundesstaat der USA, denn dort kann man das auf eine ganz ähnliche Art und Weise erleben. Und zur selben Zeit, als wir den sonnigen Vormittag am Pazifikstrand von Hamamatsu genießen, gewinnt Team Japan im fernen Florida im Finale der World Baseball Classic 2023 gegen die Mannschaft der USA. Gerade jetzt und in dem Moment, als wir an unsere Tage in den Vereinigten Staaten erinnert werden. Da ist es auf einmal wieder, dieses Gefühl, dass sich die Dinge harmonisch und ganz wie von selbst ineinander fügen und ein großes Ganzes ergeben.

Ich jonn su unwahrscheinlich jähn met dir enn der Waschsalon

Wir haben ja schon vieles gesehen in den Waschsalons, Coin-Laundries, Laundromaten und Reinigungen der Länder, durch die wir gereist sind: abgeratzte Maschinen und moderne All-Inclusive-Automaten, perfekten Service in den Suburbs und völlig überteuerte Preise im Innenstadt-Hotel, Schlangestehen am Trockner genauso wie gähnende Leere vor der 15-Kilo-Maschine. In Sachen Außerhaus-Waschen kann man uns schon lange nix mehr vormachen – dachten wir jedenfalls. Bis heute. Denn heute waren wir in der White Peer Atsumiten Coin Laundry und haben dort zum ersten Mal in unserem Leben eine Waschmaschine samt Trockner speziell und ausschließlich für Sneaker entdeckt. 300 Yen für frisch gewaschene und geföhnte Turnschuhe, fertig in 40 Minuten. Für Junes der perfekte Deal. Und ein Ergebnis, dass sich sehen und riechen lassen kann. Könnte eine echte Marktlücke sein. 🙂

Nachmittag am Meer

Am Fuji-san ändern wir die Fahrtrichtung und drehen nach Westen. Wir sind auf dem Rückweg nach Fukuoka. Mehr als die Hälfte unserer Tage im japanischen Wohnmobil sind bereits vorüber. Erste Station ist die Fähre von Irago nach Toba, die wir am Nachmittag nehmen wollen. Doch Kap Irago präsentiert sich von seiner besten Seite und das Wetter ist derart einladend, dass wir entscheiden, die Fährüberfahrt auf den nächsten Tag zu verschieben und den Nachmittag hier zu verbringen. Gleich zweimal spazieren wir zum pittoresken Leuchtturm, um Fotos in ganz unterschiedlichen Lichtstimmungen aufzunehmen. Wir schauen hoch zum Irago Ocean Resort und zum Ise Bay Marin Traffic Center, die beide auf den Klippen thronen und sich sicher gut als Filmkulissen eignen würden. Und wir bestaunen wieder einen dieser dramatisch daherkommenden Sonnenuntergänge am Pazifik. Diese Schauspiele der Natur werden uns niemals langweilig. Etwas, das wir mit Garantie vermissen werden, wenn wir demnächst zum vorerst letzten Mal Abschied nehmen von diesem für uns so fernen Gewässer.

Ein Kommentar

  1. Ihr habt wirklich Glück gehabt, mit dem erhabenen Fujisan o.ä.
    Schade, dass ihr mit Waschen der Sneaker fertig seid. Meine könnten es auch gut gebrauchen. Bei dem letzten Waschgang hat die Trommelachse ganz schön gelitten.
    Liebe Grüße,
    Jindra

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