Wir sind im heiligen Tal der Inka, auch bekannt als Urubamba-Tal. Es streckt sich von Cusco bis nach Ollantaytambo und ist bekannt durch seine fruchtbare Vegetation, die Lage eingerahmt durch hohe Gipfel der Anden sowie zahlreiche archäologische Ausgrabungsstätten. Im Städtchen Urubamba haben wir allerdings erst einmal einen faulen Samstag verbracht. Heute bewegen wir uns weiter nach Ollantaytambo, besichtigen die Salzterassen von Maras sowie die verschiedenen Inka-Ruinen im Tal.

When Saturday comes

In Urubamba ist mächtig was los. Das merke ich bereits am Freitagnachmittag, als ich das Auto von unserer Unterkunft in der Altstadt zur Garage fahre. Markt-, Essens- und Verkaufsstände säumen die engen Gassen, aus jeder Ecke kommen die typischen dreirädrigen Moto-Taxis geschossen und am Plaza de Armas werden Markstände aufgebaut. Wir beschließen am nächsten Morgen einen day off zu machen und uns durch die Stadt treiben zu lassen.

When Saturday Comes: Wie im heimischen Deutschland treffen sich die Jugendmannschaften aus der Umgebung am Samstagvormittag zum Turnier. Es gibt Volleyball und Fußball. Wir suchen uns einen Platz auf der Steintribüne des kleinen Stadions und beobachten das Geschehen. Und eigentlich ist alles, wie wir es von früher her kennen, als wir Junes zu verschiedenen Fußball- und Rugbyturnieren begleitet haben: buntes Treiben, gegrilltes Fleisch und Würste und jubelnde Familien am Spielfeldrand. Eine entspannte Art, den Samstagvormittag zu verbringen – zumindest bei dem schönen Wetter hier!

Im Anschluss besuchen wir den Markt auf dem Plaza de Armas mit seinem Maiskolben-Brunnen. Es gibt Kunsthandwerk, frisches Gebäck und andere Kleinigkeiten zu kaufen. Uns fällt eine Gruppe alternativ aussehender Menschen auf, Aussteiger:innen und Hippies. Wir finden heraus, dass das heilige Tal und Urubamba als heimliches Zentrum schon seit den 70ern ein Anziehungspunkt für Menschen ist, die auf der Suche nach alternativen Lebens- und Daseinsformen sind. Das haben vor uns auch schon andere Peru-Reisende festgestellt. In jedem Fall ist die Stimmung auf dem Platz sehr relaxed. Vor der Kirche Templo de San Pedro sind viele Familien versammelt, herausgeputzt im besten Sonntags-Samstagsgewand. Wir vermuten, dass es sich um eine Kommunion oder Ähnliches handelt. Als wäre das alles nicht genug, ist auf der Treppe vor der Kirche noch ein riesiger Wahlkampfstand aufgebaut. Wir sind nicht wirklich drin in der örtlichen Politik, aber Roland Vera scheint recht beliebt zu sein: Am Nachmittag zieht ein bunter Zug mit Fahnen, Trommeln, Pfeifen, tanzenden Inka-Frauen, Motorrädern, Taxis, kleinen LKWs und zahlreichen Autos durch die Gassen und macht Stimmung für den Kandidaten. Abends gibt es in einer Kneipe gegenüber eine Party, vermutlich anlässlich der Kommunion tagsüber. Die ausdauernde Band spielt von ca. 18 Uhr bis kurz nach Mitternacht, dann kehrt aber doch irgendwann Ruhe ein.

Stadtführung in Cusco

Einen Tag zuvor haben wir uns einer Free Walking Tour angeschlossen und uns von unserem Stadtführer Elvis in knapp drei Stunden viele spannende Details aus der über 5000-jährigen Geschichte Cuscos berichten lassen. Cusco war über mehrere Jahrhunderte Hauptstadt des riesigen Inka-Reiches, welches sich in seiner maximalen Expansion von den heutigen Ländern Equador über Peru und Bolivien bis ins südliche Chile und Argentinien ausbreitete. Insbesondere die vielen noch intakten Inka-Mauern erinnern an die Blütezeit dieser für Südamerika so prägenden Kultur. Ein spannendes Detail dabei ist, wie viele Erdbeben diese Mauern bereits überstanden haben (eine Menge), während die darauf aufgesetzten Bauten aus der spanischen Kolonialzeit jedes Mal aufs Neue zerstört worden sind. Wir besichtigen den von Gustav Eiffel entworfenen Mercado Central de San Pedro und Elvis versorgt uns mit vielen Informationen über die Geschichte von Cusco als Schul- und Hochschulzentrum (bereits 1619 gründeten die Jesuiten auf dem heutigen Hauptplatz eine Universität, die Stadt übernahm außerdem eine Vorreiterrolle in der Bildung von Mädchen und Frauen), über die unzähligen kriegerischen Auseinandersetzungen im Laufe der Jahrhunderte und über den Einfluss der europäischen Philosophie auf die peruanische Gesellschaft. Elvis beeindruckt uns mit einem riesigen Wissensschatz, unsere Aufnahmefähigkeit ist nach fast drei Stunden dann aber doch erschöpft. Etwas ermattet kehren wir in die vermutlich beste Pizzeria Cuscos ein (wir machen sehr gerne Werbung für dieses angenehme Lokal und seine netten Besitzer:innen) und fahren nach einer ordentlichen Portion Atun y Cebolla in Richtung Urubamba.

Ein Kommentar

Schreibe einen Kommentar zu Michael Antworten abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert