Nach viel Fahrt und Reise waren wir endlich Wandern. Vorgestern sind wir von Cabanoconde im Tal des Colca Canyon über 1000 Meter hinabgestiegen zur Oase Sangalle, um das Ganze am nächsten Tag wieder hochzukraxeln. Jetzt spüren wir unsere Waden und Oberschenkel. Aber der Reihe nach.

Von Arequipa über den Patapampa-Pass

Nach einem Stadtbummel über den Plaza de Armas, vorbei an der Kathedrale von Arequipa (die leider geschlossen war) und durch die trubeligen Hallen des Mercado San Camilo sind wir am Donnerstagnachmittag zu unserer knapp vierstündigen Fahrt von Arequipa hinauf ins Anden-Hochland und zum Colca Canyon aufgebrochen. Die Fahrt führt vorbei an weiten Pampa-Landschaften. Wir sehen große Herden von Lamas, Alpakas und Vicuñas, aber auch Kühe grasen auf über 4000 Meter in der kargen Landschaft.

Höhepunkt der Fahrt ist der Patapampa-Pass auf knapp 4900 Metern, von dem man aus einen fantastischen Rundumblick auf die umgebenden Bergspitzen und Vulkane hat. Wir kommen gegen 17.30 Uhr oben an, haben den Pass ganz für uns alleine und ein sensationelles Naturschauspiel vor Augen, das uns buchstäblich den Atem nimmt (zusätzlich zur dünnen Luft in dieser Höhe): Auf der einen Seite rangeln der Sonnenuntergang sowie der aktive Vulkan Sabancaya um unsere Aufmerksamkeit, während sich gleichzeitig in unserem Rücken der Vollmond großvolumig in Szene setzt. Wir sind völlig baff. Ein solches Spektakel hätten wir nicht erwartet, und die Bilder vermitteln nur einen ungefähren Eindruck dieses wundervollen Moments. Aufgrund der Höhe und Temperaturen von nur drei Grad müssen wir uns aber nach einiger Zeit losreißen und nehmen die letzten Kilometer hinunter nach Yanque in Angriff, begleitet von knallorangenen Lichtstimmungen durch rostrot scheinende Berghänge.

Höhenkrankheit?

Die Quittung unseres Trips bekommen wir in der folgenden Nacht. Yanque liegt auf knapp 3500 Metern, und Amina und Henrik erleben die Nacht ziemlich schlaflos und mit massiven Kopfschmerzen. Das können erste Anzeichen der Höhenkrankheit sein. Allerdings nehmen die allermeisten Tourist:innen die Tour von Arequipa zum Colca Canyon in einem Rutsch, und viele Möglichkeiten der Zwischenübernachtung hätte es nicht gegeben. Am nächsten Morgen werden unsere Symptome besser und nach einer Tasse Koka-Tee sind wir bereit für die nächste Herausforderung, der Abstieg hinunter in den Colca Canyon. Dieser ist je nach Messart der tiefste oder dritttiefste Canyon der Welt. Der Trek ist steil und steinig, wir kommen mit dem Wasser gerade so hin (nachdem wir einen Teil unserer Vorräte an ein ziemlich entkräftetes Paar abgeben, die in der Mittagshitze im Aufstieg sind und deren Wasservorrat zu Neige geht), aber am Ende werden wir in unserer Lodge von freundlichen Hunden begrüßt, bekommen kalte Cola, Inca-Cola und Bier (in kleinen Flaschen 🙂 ) und werden mit einem köstlichen Abendessen verwöhnt. Und der Vollmond strahlt uns auch schon wieder entgegen.

Ein brennender Berg

Nach einer ruhigen und erholsamen Nacht auf 2200 Metern beginnen wir gegen 7 Uhr morgens mit dem Weg zurück und steigen langsam und bedächtig bergauf zurück nach Cabanoconde, wo wir unser Auto sicher in einem Hinterhof parken konnten (eine ganz eigene Geschichte, wie wir uns am Tag zuvor mit Händen, unseren wenigen Broken Spanisch sowie der Übersetzungsapp des iPhones zu zwei alten Herren durchfragen, die um 11 Uhr am Vormittag beim Bier und mit Gitarrenmusik dem Leben frönen und uns einen Stellplatz zur Verfügung stellen 🙂 ). Unterwegs können wir immer wieder die Ausblicke auf den Canyon und die Bergmassive genießen. Eine anstrengende, aber lohnenswerte Wanderung.

Oben angekommen bietet sich uns ein Bild, dass uns nicht gefällt. Hinter dem Dorf Cabanoconde brennt ein ganzer Berghang. Es wirkt sehr bedrohlich. Eine einheimische Touristenführerin, die wir zufällig treffen, beruhigt uns. Das Feuer würde durch den Wind nach oben abbrennen. Sie sagt aber auch: „No es normal!“ Nach wenigen Minuten ist der Spuk vorbei, nur die Rauchwolken stehen noch länger über dem Dorf. Ob es allerdings wirklich so „nicht normal“ war, müssen wir ein wenig bezweifeln, da wir nach kurzer Zeit an einem weiteren brennenden Berghang vorbeifahren und auch in Yanque am Ende des Tals beißender Brandgeruch in der Luft hängt. So richtig können wir uns keinen Reim darauf machen.

Geschwächt zum Titicaca-See

Heute sind wir erneut über den Patapampa-Pass nach Puno zum Titicaca-See gefahren. Wir haben dort für drei Nächte eine Airbnb-Wohnung gebucht und freuen uns sehr, uns dort ein wenig ausruhen und neu organisieren zu können. Wir sind alle ein wenig geschwächt und leicht kränkelnd. Von daher passt es gut, dass wir ein bisschen Ruhe bekommen und den Tag gemeinsam mit Spaghetti und einem Film ausklingen lassen können.

Ein Kommentar

  1. Habt ihr auf dem Patapampa Pass auch den „höchstgelegenen Supermarkt“ der Welt erlebt? Täglich stehen bei jedem Wetter unter den Ständen, die von einer Plastikplanen geschützt sind Verkäufer, die alles mögliche an den Mann bringen wollen.
    Eigentlich „bringen müssten“, da ganze Familien davon leben.
    Schön, dass ihr den Colca Canyon besucht habt. Der hat auf mich richtig mystisch gewirkt. Allein die Condore in der Luft gleiten zu sehen, das ist schon der Reise Wert.
    PS: Wenn man wenig Zeit hat sich zu aklimatisieren, dann hilft auch viel trinken.

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