Wenn man im Internet ein wenig stöbert und Reiseberichte über Peru liest, kommt Puno in der Regel nicht gerade gut weg. Die Stadt hätte wenig zu bieten, außer notwendiger Ausgangsort für eine Tour zu den schwimmenden Inseln der Uros zu sein. Wir hingegen haben uns ein wenig verliebt in diese unaufgeregte Stadt am Titicacasee. Und das, obwohl es dort im August abends richtig kalt wird und wir in unserer Wohnung ohne Heizung ordentlich gefroren haben. Das quirlige Treiben in unserem Viertel am Abend nach Sonnenuntergang mit den vielen Garküchen auf den Straßen und der lebendigen Atmosphäre hat es uns ebenso angetan wie die Ruhe bei einem Spaziergang über den Damm des Malecon am Ufer des Sees. Puno ist auch die Stadt des Tanzes. Das kann man jedes Jahr im Februar beim Festival Virgen de Candelabria erleben, bei dem tausende Tänzer:innen die Straßen der Stadt und das Stadion säumen. Wir hatten Glück bei einem unserer Spaziergänge einer großen Gruppe junger Menschen beim Üben der traditionellen Tanzschritte für die Paraden zusehen zu können.

Die schwimmenden Inseln

Eine Bootstour auf dem See zu den schwimmenden Inseln der Uros haben wir dann auch noch gemacht. Uns hätte zwar eine ausschließliche Bootsfahrt genügt, aber so etwas bekommt man leider nicht angeboten. Daher haben wir uns, wie vermutlich fast alle Tourist:innen in Puno, an einem halben Tag mit dem Boot zu einer der Schilfinseln bringen lassen, um dort ein wenig über den Lebensstil der Uros zu erfahren. Wir erhielten einen interessanten, kurzen Einblick. Allerdings bleibt bei so einer organisierten Tour kaum genügend Zeit, um sich intensiver mit der Lebensweise, dem Alltag und den Herausforderungen in so einer ungewöhnlichen Umgebung auseinanderzusetzen.

Vertrauen in das Gute

Würde man in Deutschland sein Auto in einer staubigen Hinterhof-Garage abstellen, dem Besitzer sogar den Schüssel aushändigen und ohne einen Beleg, Quittung oder sonstiges Dokument für drei Tage anvertrauen? Ich bin mir nicht sicher, ob ich es machen würde. Und erst, als ich unseren Mietwagen samt Schlüssel in der Cochera deponiert hatte und bereits auf dem Heimweg war ist mir aufgefallen, dass ich im Zweifel gar keinen Beweis in der Hand hätte, jemals ein Auto dort abgestellt zu haben. Ein vermutlich sehr westlicher Gedanke. Umso schöner, dass unser Vertrauen in das Gute auch in dieser Situation bestätigt worden ist. Wenn ihr also mal mit dem Auto nach Puno kommt, wir hätten da einen Tipp 🙂

Zwiespältige Gefühle auf dem Rainbow Mountain

Heute waren wir auf dem Berg Vinicunca, auch bekannt als Rainbow Mountain. Ein beeindruckendes und surreales Naturerlebnis. Das Spiel der Farben, die beiden an den Berg angrenzenden Hochtäler und die schnee- und eisbedeckten Gipfel der Anden drum herum, lassen uns staunen. Unsere Bilder geben die faszinierende Schönheit der Landschaft hoffentlich wieder. Berge wie diese haben wir bislang nirgendwo anders gesehen!

Der Berg Vinicunca hat sich in den letzten Jahr zu einem absoluten Hotspot des Massentourismus entwickelt. Wir waren heute ein Teil davon. Wenn wir die Anzahl der Kleinbusse einigermaßen richtig kalkuliert haben, dürften im Laufe des Vormittags weit mehr als 1000 Menschen auf den Berg gekommen sein. Fast alle als Tagesausflügler vom knapp drei Stunden entfernten Cusco aus. Nicht alle erwandern die letzten 3,5 km vom Parkplatz auf 4800 Metern zur Scharte auf knapp 5100 Metern. Manche lassen sich die Strecke bis kurz unter den Gipfel mit Maultieren und Pferden transportieren. Das ist eine Form des Bergtourismus, die uns Unbehagen bereitet. Gleichzeitig wissen wir, dass dies eine wichtige Einnahmequelle für die einheimische Bevölkerung ist. Oben auf dem Berg herrscht Trubel. Im Laufe des Vormittags wird die Selfie-Schlange vor dem zentralen Fotospot des Vinikunka länger und länger. Uns wird es irgendwann zu viel und wir steigen wieder ab zu unserem Auto. Wir fahren ins Dorf Cusipata, am Fuße des Hochtals, um unser Gepäck im Hostel abzuholen. Als vermutlich einzige Gringos haben wir die Nacht in diesem Dorf verbracht und konnten so früh am Morgen vor der großen Masse den Weg zum Vinicunca gehen. Aber auch wir sind ein Teil der Frage, wie viele Menschen die Natur und insbesondere einzigartige Orte wie der Vinicunca vertragen und wie mögliche Begrenzungen des Tourismus aussehen könnten. Ohne, dass das Erleben von Naturlandschaften zu einer exklusiven Veranstaltung wird, die sich nur noch bestimmte Bevölkerungsgruppen leisten können. So wie wir es heute erlebt haben, fühlt es sich für uns in jedem Fall nicht richtig an.

2 Kommentare

  1. Zu allen Bemerkungen, die du geschrieben hast, schließe ich mich ein.
    Alles wird wohl nur noch von Machu Picchu getopft. Das ist inzwischen Horror pur.
    Das Geschäft mit den Eseln, die Touristen so hoch bringen, betrachte ich als gefährlich, da die meisten nicht akklimatisiert sind. Vielleicht ist es halt etwas sicherer, als selbst hochgehen.
    Ich könnte Geschichten ohne Ende erzählen
    Trotzdem, abseits der Tourispfaden ist es ein grandioses Land.
    Die Geschichte mit dem parken des Mietautos, das haben wir sogar auch selbst in Mexiko erlebt. Die Südamerikaner sind, trotz der großen Armut, überwiegend ehrliche Leute.
    LG, Jindra

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