Fünf Tage haben wir an der Küste verbracht. Genauer gesagt auf den Outer Banks, einer fast 300 Kilometer langen Inselkette vor der Küste North Carolinas. Seit Samstag waren wir auf Hatteras und Ocracoke unterwegs. Jetzt sind wir auf dem Weg zurück Richtung Festland und ich nutze die Zeit und die Steckdosen auf der Fähre, um ein wenig über unsere Tage auf den Inseln aufzuschreiben.

Ein Leuchtturm zieht um

Cape Hatteras ist der entlegenste Zipfel der Outer Banks und der am weitesten südöstlich gelegene Punkt der USA. Wir finden dort einen nahezu menschenleeren traumhaften Strand und einen Campingplatz, den wir ebenfalls fast vollständig für uns alleine haben. Über 250 Stellplätze gibt es hier, in den beiden Nächten sind jeweils weniger als zehn davon belegt. Am Abend hören wir nur das Rauschen des Atlantiks, draußen ist es stockfinster. Also nur fast, denn in der Ferne sehen wir das rhythmisch aufscheinende Leuchtfeuer des Leuchtturms von Cape Hatteras, der eine im wahrsten Sinne des Wortes bewegte Geschichte hinter sich hat:

Bereits im Jahr 1803 wurde auf Hatteras der erste Leuchtturm errichtet. Dieser war jedoch zu klein und das eingebaute Leuchtfeuer zu schwach, um Schiffe effektiv vor den gefährlichen Sandbänken vor der Küste zu warnen. Aus diesem Grund entschied man sich 1870 für einen Neubau, bis heute mit 64 Metern der höchste Leuchtturm der USA. Der Standort dieses neuen Turms war allerdings immer wieder durch die für die Outer Banks typische Küstenerosion bedroht. Von 1935 bis 1950 musste aus diesem Grund sogar das Leuchtfeuer abgeschaltet und vorübergehend auf einen Stahlskelettbau umgezogen werden. Da es auch in den folgenden Jahrzehnten nicht gelang, den Boden rund um den Turm dauerhaft vor der Erosion zu schützen, entschied man sich, den Turm samt der dazugehörigen Gebäude im Jahr 1999 um knapp 900 Meter ins Landesinnere zu verlegen. Eine technische Herausforderung, der im angeschlossenen Museum ein eigener Ausstellungsraum gewidmet ist. Neben Dokumenten, Fotografien und Erläuterungen zur ingenieurstechnischen Meisterleistung sind hier viele Gegenstände ausgestellt, die bei diesem Mega-Umzug verwendet worden sind. So auch das Verkehrsschild „Achtung, kreuzender Leuchtturm!“, das am 25. Juni 1999 für genau einen Tag an einer zu passierenden Straße aufgestellt worden ist.

Im Anschluss an unseren Aufenthalt im Museum besuchen wir noch kurz den Shop. Dort gibt es zwar meistens den immergleichen Nippes, manchmal aber entdeckt man kleine Perlen oder – wie in diesem Fall – ziemlich verstörende Produkte. Ob es eine kluge Idee ist, eingedosten Delfin und eingedoste Meeresschildkröte als schnuckelige Stofftiere anzubieten, darf gerne jeder und jede für sich selbst entscheiden.

Angelparadies Hatteras

Zwischen den Dünen und am Strand von Hatteras zu wandern, entspannt die Seele. Sobald es das Wetter zulässt, gehen wir ein paar Schritte. Und es ist herrlich ruhig. Bis auf die Pick-Ups, Jeeps und SUVs, die regelmäßig an uns vorbeifahren. Das klingt jetzt möglicherweise schlimmer als es ist, und schließlich haben wir das Eiland ja nicht exklusiv für uns gemietet. Bemerkenswert ist es allerdings schon, dass auf den kleinen Straßen und Wegen ganz schön viel Verkehr ist – zumindest in Anbetracht der Abgeschiedenheit hier. Die Erklärung ist dann wieder einmal recht simpel: Hatteras als Insel und speziell die Strände direkt am Cape sind mit die besten Spots an der gesamten Ostküste zum Brandungsangeln. Und dafür ist gerade Hochsaison. Daher stehen die mit Angeln und Kühlboxen beladenen Fahrzeuge dicht an dicht auf dem Strand und Menschen mit Latzhosen an der Brandung des Atlantik. Für uns spannend zu beobachten, denn mit Angeln haben wir bislang so gar nichts am Hut. Eine nette Abwechslung zwischendrin zu der sonst überwiegend einsamen Landschaft.

Auf Ocracoke

Am Montag zieht es uns weiter von Hatteras nach Ocracoke. Mit der kostenlosen Fähre setzen wir über zum vermutlich ruhigsten Abschnitt der Outer Banks. Ocracoke kann ausschließlich per Fähre oder Privat-Flugzeug erreicht werden. Brücken wie zwischen Currituck Banks, Bodie Island und Hatteras Island sucht man hier vergebens. Es gibt eine einzige, 22 Kilometer lange Landstraße, die den Fähranleger im Nordosten mit dem kleinen Städtchen, Hafen und Fähranleger im Südwesten verbindet. Links und rechts der Straße gibt es bis auf Strand und Natur herzlich wenig, vom spärlich besuchten Campingplatz des National Park Service sowie einem Schutzgebiet für die Inselponys abgesehen.

Die Hochsaison auf Ocracoke ist so spät im Jahr bereits vorbei. Den Strand haben wir daher wieder einmal ganz für uns alleine. Was für ein Luxus! Für das Oyster Tasting sowie das Festival Latino sind wir aber leider zwei bis drei Wochen zu früh dran, wie wir dem Ocracoke Observer, der preisgekrönten Inselzeitung, entnehmen können. Auf Ocracoke ist alles auf angenehme Art und Weise entschleunigt und ein wenig verschlafen, sei es im kleinen Inselmuseum, beim Leuchtturm oder in Howards Pub beim Lunch. Einheimische wie Tourist:innen bewegen sich durch den kleinen Ort überwiegend mit Elektro-Golfkarts, bei 20 MPH erlaubter Höchstgeschwindigkeit eine gute Idee. Ein wenig erinnert uns das alles an vergangene Urlaube auf Bornholm, auf Nordstrand und an das ruhige Geschehen auf den friesischen Inseln.

Strecke machen

Die nächsten beiden Tage werden (vermutlich) unspektakuläre und (sicher) lange Fahrtage. Wir fahren wieder ins Landesinnere, zurück zu unserer ursprünglich geplanten Route. Wir haben Karten für ein College Football Game in Auburn, Alabama. Dort wollen wir bereits am Freitagnachmittag ankommen, um am Samstag das komplette Spektakel rund um so ein Spiel miterleben zu können. Zwei Tage Camping, Tailgating und Feiern mit knapp 90.000 Fans. Wir sind schon voller Vorfreude!

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