Wir sind tatsächlich auf der Hurtigruten! Der Schwarmintelligenz im Internet sei Dank. Für 15 Euro pro Person (!) unternehmen wir eine Tagestour vom kleinen Hafen in Torvik über Ålesund in den Geirangerfjord und retour. Von 8.30 bis 19.00 Uhr über elf Stunden auf dem nordgehenden Schiff, durch den bekanntesten Fjord Norwegens, im Anschluss sechs Stunden Aufenthalt in der Jugendstilstadt und heute Nacht um 1.20 Uhr mit dem südgehenden Schiff in einer Stunde zurück nach Torvik. Und das alles mit einem der legendären Postschiffe. Drei der größten Attraktionen in Norwegen für schmales Geld. Und den Parkplatz im verschlafenen Hafen von Torvik gibt’s gratis obendrauf. Grandios! Ein Höhepunkt unserer Nordlandreise.
Butterfahrt ab Torvik
Ursprünglich wollten wir mit dem Wohnmobil nach Geiranger fahren um von dort mit der Autofähre durch den Fjord nach Hellesylt überzusetzen. Das hätte uns allerdings mehr als 200 Euro gekostet. Auch für eine Minicruise durch den Fjord muss eine kleine Familie mehr als 100 Euro hinblättern. Angebot und Nachfrage. Bucht man allerdings die oben beschriebene Hin- und Rückfahrt von Torvik nach Ålesund über www.hurtigruten.de (inklusive des mehrstündigen Abstechers durch den Geirangerfjord auf der Hinfahrt), zahlt man pro erwachsener Person lediglich 34 Euro, über die norwegische Internetseite der Hurtigruten sogar nur die Hälfte (aus nicht näher nachvollziehbaren Gründen ist es dann noch einmal 50 Prozent günstiger). Jetzt sitzen wir in den Explorer-Lounge und genießen die Aussicht und das entspannte Dahingleiten durch ruhige Fjordgewässer. Ein herzliches Dankeschön an all die unbekannten User:innen, die diese Spezialinformationen in diversen Internetforen zum Nachlesen bereitgestellt haben. Und ihr wisst das jetzt ebenfalls!
Burger mit Tex-Mex
Unsere Geschichte mit Ålesund ist schnell erzählt: nachdem wir gegen 19.30 Uhr mit der MS Polarlys ankommen, machen wir einen Spaziergang durch das überschaubare Zentrum mit seinen schönen Jugendstilgebäuden. Entlang des Meeresarms Ålesundet laufen wir zum Anleger für die großen Kreuzfahrtschiffe, wo die monströse Mein Schiff 1 mit über 300 Metern Länge und fast 3000 Passagieren auf das Auslaufen in Richtung Geiranger wartet. Morgen wirds dort ziemlich voll sein, das prognostizieren wir mal in weiser Voraussicht. Direkt neben der großen Kaianlage kehren wir in die Hausbrauerei Molo Brew ein und lassen uns Tex-Mex-Burger, Fish & Chips und lokales Bier munden. Wir warten den angekündigten Regenschauer ab, spazieren weiter durch den Stadtpark und hoch hinauf zum Hausberg Aksla, um von dort den Blick auf die Stadt und das umgebende Meer zu genießen. Jetzt kurz vor Mitternacht sitzen wir im kleinen Warteraum des Hurtigrutenkais und warten auf die MS Richard With, die uns zurück nach Torvik zu unserem Wohnmobil bringt. Ein sehr langer, gleichzeitig sehr entspannender Tag geht zu Ende, Oslo kommt immer näher.
Bummeln in Trondheim
Seit unserem Abschied von der Insel Leka ist es nass und grau geworden. Umso schöner, dass uns Trondheim ein paar regenfreie Stunden schenkt und wir unseren Stadtbummel in der drittgrößten Stadt des Landes trockenen Fußes bewältigen können. Wie gewohnt starten wir hoch oben, bei der Festung Kristiansten mit Blick auf den Hafen und die Altstadt. Während des Zweiten Weltkriegs war die Festung Schauplatz zahlreicher Exekutionen norwegischer Wiederstandskämpfer:innen durch das nationalsozialistische Besatzungsregime. Blumen und eine Plakette erinnern an die grausigen Taten. Im Anschluss geht’s weiter zum Nidarosdom, nach Bakklandet mit seinen idyllischen Holzhäusern, hinüber zum modern hergerichteten Solsiden und durch die neue Innenstadt zum Marktplatz. Pünktlich, als wir zurück am Wohnmobil sind, fallen die ersten Tropfen und wir verlassen die Stadt über die E6 in südlicher Richtung. Homeward Bound.
Baustelle am Trollstigen
850 Meter hoch ist der Pass, auf den der legendäre Trollstigen an der Straße 63 mit seinen elf Haarnadelkurven hinaufführt. Und ja, in manchen Kurven geht es ganz schön haarig zu, zumindest bei Gegenverkehr. Wer vorausschauend fährt, ist klar im Vorteil. Wobei das alle tun, die sich die enge Straße hinauf- oder herunterwagen. Also kommen wir nach einer atemberaubenden Fahrt gut und sicher oben an. Und sind überwältigt. Zum einen wegen der grandiosen Aussicht hinunter ins Isterdalen, zum anderen wegen der überwältigenden Menschenmenge, die uns am Parkplatz zum Aussichtspunkt erwartet. Kein Wunder, wir sind an einem der Spots schlechthin. An dem die touristische Infrastruktur aktuell weiter ausgebaut wird. Man rechnet in Zukunft offensichtlich mit einem noch größeren Zustrom an Besucher:innen. Für kurze Zeit tauchen wir ein in ein Wirrwarr aus Menschen und Sprachen, finden dann doch ein ruhiges Plätzchen, genießen den spektakulären Blick und machen uns im Anschluss auf die Reise nach Torvik, von wo aus am nächsten Tag unsere Butterfahrt mit der Hurtigruten beginnt.
Der Trollstigen sieht ja hammeresk aus! Krass!