Bereits nach zwei Tagen schwirrt der Kopf voller Eindrücke: Der Geschmack der letzten Butterbrezeln am Stuttgarter Flughafen, die Menschenmassen an den Flughäfen in Heathrow und Denver, die endlos wirkende Ödnis der Great Plains aus der Vogelperspektive betrachtet, nächtliche Gewitter über dem Pazifik und dem Atlantik, Ruß speiende US-Trucks und chaotischer Verkehr auf den Straßen Costa Ricas, das satte und dichte Grün der Berghänge und Täler, Sturzregen und schließlich das schwülwarme Klima und brüllende Affen in Cachuita an der Karibikküste. Wir müssen dringend unser Tempo drosseln!

Knapp 44 Stunden waren wir fast durchgehend unterwegs, lediglich durch eine Nacht im Hotel in San Jose unterbrochen. Das sich unser Roadtrip nach Cachuita derart in die Länge ziehen würde, hatten wir so nicht geahnt. Aber unser chinesisches Mietauto – ein Geely – hat auch die größten Schlaglöcher mühelos passiert und uns sicher durch ewig lange Staus, verstopfte Avenidas und eine über 100 Kilometer lange Baustelle gebracht (offensichtlich mit chinesischem Investorengeld finanziert, wie die vielen Schriftzeichen an den Baucontainern vermuten lassen).

Pilgerfahrt nach Cartago

An der Ausfallstraße von San Jose in Richtung Autopista sind sie uns zum ersten Mal aufgefallen: Wanderer in bunten Funktionsklamotten, die wie an einer Perlenschnur aufgereiht die Straßen und Autobahnen entlang in Richtung Cartago gehen. Ein Charity-Walk – so unser erster Gedanke. Aber nachdem der Strom an wandernden Menschen die gesamten 25 Kilometer bis Cartago nicht abreißen wollte und uns nach der Fahrt durch die alte Hauptstadt Costa Ricas die Menschen plötzlich entgegen wanderten war uns klar, dass es sich definitiv um ein größeres und wichtigeres Ereignis handeln musste. Tatsächlich waren wir ungeplant Zeugen der Pilgerfahrt nach Cartago, bei der Menschen aus dem ganzen Land zu Fuß nach Cartago pilgern, um in der dortigen Basilika der Jungfrau von Los Angeles zu huldigen. Eine echte Leistung angesichts der Berge, der Temperaturen und der heftigen Niederschläge in dieser Jahreszeit.

Notizen am Rande

1. Gleich neben unserem Hotel in San Jose fanden wir am Morgen eine E-Ladesäule. Wären wir mit unserem Auto hier, hätten wir natürlich sofort versucht, mit unseren Ladekarten und Ladeapps die Säule zum Laufen zu bringen. Die Stadtwerke Nürtingen hätten sich über eine Abrechnung aus Costa Rica sicherlich gewundert.

2. Die letzten 20 km vor Puerto Limón kann man links und rechts der Straße das Nervenzentrum der Bananenindustrie des Landes bestaunen. In großen Industriekomplexen lagern unzählige Kühlcontainer von Dole oder Chiquita, die darauf warten, mit Bananen befüllt ihre Reise nach Europa und auf andere Kontinente anzutreten.

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