Nein, wir sind nicht ein zweites Mal an den Luganer See gefahren. Da wir aber bereits einige Newsletter-Abonnent:innen gewinnen konnten (merci beaucoup euch allen) wollen wir mit einem kleinen Beitrag über einen ungewöhnlichen Ort am Luganer See die Zeit bis zu unserer Abreise etwas abkürzen:

Campione d’Italia ist eine italienische Exklave am Luganer See. Dieser außergewöhnliche Status des kleinen Örtchens geht auf das Jahr 777 und den langobardischen Herrscher Toto von Campione zurück. Im weiteren Verlauf der Geschichte hatten auch Napoleon Bonaparte und Mussolini hier ihre Finger mit ihm Spiel, zumindest wenn man dem Wikipedia-Eintrag zu Campione Glauben schenken mag.

Eine besondere Rolle in der Exklave spielt seit über 100 Jahren das Glückspiel, bedingt durch die weniger strengen Gesetze als in der umgebenden Schweiz oder dem restlichen italienischen Staatsgebiet. Somit gibt es auch eine Querverbindung von unserem Besuch in Campione d’Italia zu unserer Reise, da uns diese mindestens für einen Tag in das Mekka des Glücksspiels Las Vegas führen wird (wobei wir vermutlich um die einarmigen Banditen und James-Bond-Schurken an den Baccara-Tischen einen großen Bogen machen und uns mehr von den Wasserspielen am Bellagio und dem beleuchteten Strip beeindrucken lassen werden).

Seit 2007 steht in Campione d’Italia Europas größtes Casino. Es beeindruckt bereits beim Blick von der gegenüberliegenden Seeseite. Steht man allerdings direkt davor, erschlägt es einen mit seinen monströsen Ausmaßen und einer martialischen Architektur. Darth Vader könnte hier durchaus heimisch sein (er würde vermutlich nur etwas schwarze Farbe benötigen), auch für ein Konzert von Rammstein bietet der Bau die perfekte Kulisse. Gewisse Anleihen an das Gebäude des MI6 in London (schon wieder James Bond) sind nicht von der Hand zu weisen. Am Ufer des malerischen Luganer Sees wirkt dieser monumentale Bau jedoch vollkommen deplaziert und wie aus einer anderen Welt an diesen Ort verfrachtet. Das Campione nach der Pleite des Monstercasinos im Jahr 2018 (es wurde im Januar 2022 mit kleiner Besetzung wieder eröffnet) und einer Entlassungswelle von 500 Angestellten und 100 Gemeindemitarbeiter:innen gleichzeitig völlig ausgestorben ist, verstärkt den dystopischen Eindruck, den man bei einem Spaziergang durch die Treppenschluchten unweigerlich bekommt.

Noch drei Wochen – die Spannung steigt

Langsam wird es ernst, drei Wochen bis zur Abreise. Und weiterhin so viel, an das wir denken müssen: Vielleicht ergibt sich doch noch kurzfristig eine Vermietung unserer Wohnung, unsere beiden Kaninchen benötigen noch dringend eine gute Betreuung, letzte Klärungen mit den Versicherungen, Henrik kümmert sich um eine möglichst reibungslose Übergabe seiner Arbeit an die Nachfolgerin. Und blöderweise muss ausgerechnet jetzt an den Check-In-Schaltern und Sicherheitskontrollen deutscher Flughäfen regelmäßig das Chaos ausbrechen. Wir hoffen und vertrauen darauf, dass Stuttgart hier stabil bleibt.

2 Kommentare

  1. Lieber Henrik, ich wünsche Dir und Deinen Lieben eine wunderbare Zeit mit allem, was Ihr Euch wünscht und von der Reise erhofft. Mutige tolle Aktion. Respekt. Ganz herzliche Grüße – Dimi

  2. Hallo Hendrik, hallo Family!
    Nachdem ich den Link soeben im Womo-Forum gelesen habe, nutze ich es, und schreibe gleich mein 5 cents dazu.
    Es ist eine sehr ausdrucksvolle Beschreibung des Ortes.
    Leider findet man solche Auswüchse auf der ganzen Welt. Ihr werdet es erleben.
    Und ich bin jetzt gespannt, was ihr erlebt habt, Costa Rica liegt nämlich fertig als Reiseplan in meinem Schreibtisch. Und Peru? Dazu schreibe ich später.
    Euch eine gute Reise, und gebt überall Acht, und vor allem, bleibt gesund!!!
    Liebe Grüße, Jindra

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