Wir hätten noch lange mit der Hurtigruten fahren können, so entspannend und angenehm entschleunigend war unser Tag auf den beiden Schiffen und in Ålesund. Aber daraus wird leider nichts. Wir wollen und müssen weiter. Nach einer weiteren Nacht am Terminal in Torvik machen wir uns auf zur Vogelinsel Runde. Auf einem von Norwegens südlichsten Vogelfelsen brüten jedes Jahr ungefähr 170.000 Seevogel-Paare, darunter die als gefährdet eingestuften Papageientaucher. Aus der Nähe bekommen wir die lustig daherkommenden Vögel nicht zu sehen. Glücklicherweise haben wir ein Fernglas dabei und können schöne Beobachtungen machen. Drollig sehen die Tiere aus, wenn sie auf den Felsen hocken, hopsen und watscheln. Doch einmal in der Luft, zeigen sie sich als elegante Flieger, die in riesigen Scharen über den Felsen kreisen. Einige laut blökende Schafe runden die Szenerie auf dem schroffen, gleichzeitig sanft wirkenden Felseiland ab, dass uns sehr an vergangene Urlaube in den schottischen Highlands und auf den Inseln der Hebriden erinnert. Wie gut, dass wir den Abstecher hier raus und unsere kleine Wanderung noch unternommen haben.

Das legendäre Ferienhaus

Henrik sucht ein Haus. Nicht irgendein Haus, ein ganz spezielles muss es sein. Das Ferienhaus, in dem er zusammen mit Freund:innen vor ungefähr 30 Jahren ein traumhaftes Silvester bei -30 Grad, meterhohem Schnee und in einem vom Vollmond angestrahlten Bergtal verbracht hat. Was war das damals für ein Höllenritt, fast 2.000 Kilometer von Weil der Stadt nach Olden in knapp 30 Stunden. Und eine Woche später alles wieder zurück. Wie man das eben so macht, wenn man jung und abenteuerlustig ist.

Von Stryn aus fahren wir bis ans Ende des Innvikfjords nach Olden. Dahinter vereengt sich das Tal rund um den See Oldevatnet, der mit einer fast schon kitschigen Szenerie aufwartet. Am Ende des Tals tobt das Schmelzwasser des Briksdalsbreen. Lange bleiben wir nicht, ein kräftiger Regenschauer lässt uns ins Wohnmobil flüchten. Es ist kalt und trüb und das macht wenig Lust darauf, hier auf dem Campingplatz die Nacht zu verbringen. Also fahren wir das Tal wieder zurück, genießen ein weiteres Mal die herrlichen Farben am Oldevatnet und finden auf einer Anhöhe das legendäre Ferienhaus von anno dazumals. Henrik ist happy, schwelgt in Erinnerungen und wir fahren zufrieden in Richtung Campingplatz für eine letzte Nacht in den norwegischen Bergen.

Abschiede

Noch haben wir einige Tage in Norwegen vor uns. Und weitere drei Wochen, bis wir endgültig wieder zuhause sind. Trotzdem fühlt es sich bereits jetzt ein wenig so an, als ob wir auf der letzte Etappe dieser Reise sind. Wir nehmen Abschied von den Bergen und Fjorden, Abschied von der Einsamkeit, der rauen Natur und den hellen Nächten. Ein langer Tag auf der Straße steht uns bevor, ehe wir in Oslo einige Tage verbringen werden und ausspannen können. So ganz ohne Sightseeing wollen wir die knapp 500 Kilometer dann allerdings doch nicht runterreißen und legen in Lom einen ersten Halt ein. Wir besichtigen die beeindruckende Stabkirche aus dem 12. Jahrhundert, die sich auch gut als Kulisse in einem Harry-Potter-Film eignen würde und eines der letzten 30 authentisch erhaltenen Exemplare in Norwegen ist. Viele der ehemals knapp 750 Stabkirchen sind über die Jahrhunderte hinweg Bränden zum Opfer gefallen. Es versteht sich daher von selbst, dass das Rauchen rund um das Sakralgebäude aus Holz und Teer vollständig untersagt ist.

Als zweiten Zwischenstop des Tages wählen wir ein wesentlich moderneres Bauwerk: den Lysgårdsbakken. Hinter diesem Namen verbergen sich die beiden Skisprungschanzen der Stadt Lillehammer, von denen Jens Weißflog, Dieter Thoma, Hansjörg Jäkle und Christof Duffner bei den Olympischen Winterspielen 1994 zwei Gold- und eine Bronzemedaille gewinnen konnten. Unvergessen! Und immer wieder aufs neue atemberaubend, wenn man an einer dieser riesigen Schanzen steht.

Wiedersehensfreude

Viele Jahre ist es her, dass wir gemeinsam in Oslo waren. So lange, dass sich Junes fast nicht mehr daran erinnern kann. Umso schöner ist die Wiedersehensfreude mit Cordula, Brynjulv und ihren Söhnen. Wir werden aufs Herzlichste willkommen geheißen und dürfen bei einem leckeren Abendessen ganz in Ruhe ankommen. Nach einer ersten Nacht in der Stadt machen wir uns bei bester Wetterlage auf zur kleinen Insel Malmøya im Oslofjord, wo wir die kommenden Tage gemeinsam verbringen werden. Chillen, grillen, spazieren, baden, Kanu fahren und eine Bootstour entlang der Inseln und Wasserlinie von Oslo inklusive. Und einen traumhaften Sonnenuntergang in der malerischen Skinnerbucht dürfen wir auch noch bestaunen. Wunderbar!

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